Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aufgelaufen. Mr. Langfeld, lassen Sie die Geschütze mit Kartätschen laden; wir geben ihr eine Breitseite und entern im Pulverdampf.“

Und so geschah es. Wir schmetterten unsre Breitseite in die Brigg hinein, empfingen dafür aber auch prompt die ihre. Im Nu hatten unsre Enterhaken ihre Wanten gefaßt, und mit lautem Hurra ging’s hinüber. Die Besatzung der Brigg, eine bunt zusammengewürfelte Bande wilder, verwegener Kerle, setzte uns hartnäckigen Widerstand entgegen, und ein mit äußerster Wut geführter Kampf entspann sich.

Kapitän Vernon war selbstverständlich allen voran an Bord des feindlichen Schiffes gesprungen, und ich hatte mich sozusagen an seine Rockschöße gehängt. Der Erste, der sich uns entgegenwarf, war unser alter Bekannter Guerlin. Der Skipper wechselte einige Hiebe und Stöße mit ihm, dann wurde er durch das wogende Getümmel von ihm getrennt, und nun sah ich mich dem Hallunken gegenüber. Meine Fechtkunst war nicht weit her und ich gestehe offen, daß mir nicht wohl zu mute war, als ich seine Klinge an der meinen fühlte. Ein glücklicher Zufall half mir seinen ersten Stoß parieren, und im nächsten Moment – wie es zuging, weiß ich nicht – taumelte er an Deck nieder, von meinem Schwert durch den Leib getroffen.

Ich wähnte ihn sterbend und beeilte mich, den Kapitän wieder aufzufinden, wobei ich mich gegen verschiedene Gegner zu wehren hatte. Nach einem verzweifelten Ringen gab die Mannschaft der Brigg endlich ihren Widerstand auf, warf die Waffen weg und bat um Pardon, der auch gewährt wurde.

Als ich die Gewißheit hatte, daß der Skipper sowohl wie auch Leutnant Langfeld wohlauf waren, begab ich mich unter Deck, in der Hoffnung, Mr. Austin vielleicht in einer der Kammern als Gefangenen vorzufinden. Ich stieg die Kajütstreppe hinunter und war eben im Begriff, in den Salon einzutreten, da sah ich, wie in einem entlegenen Winkel unter der Treppe ein dunkler Gegenstand sich bewegte.

Ich ging näher herzu, das Ding genauer zu betrachten und erkannte nun zu meinem höchsten Erstaunen Monsieur Guerlin, der, anstatt

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/146&oldid=- (Version vom 31.7.2018)