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dem Regen in die Kombüse zurückgezogen haben und dort eingeschlafen sein müsse.

„Ja,“ sagte Langfeld, „das ist richtig. Der Kerl schläft wie eine Ratte; ich habe ihn zufällig angestoßen, aber er rührte sich nicht.“

Jetzt hielt ich die Zeit für gekommen, mit meiner kühnen Idee herauszurücken.

„Was könnte uns jetzt eigentlich noch abhalten, uns des Schoners zu bemächtigen?“ fragte ich.

„Mensch, Wetter!“ zischte er leise und packte meinen Arm. „Daran habe ich in diesem Augenblick selbst gedacht! Der Kasten ist jetzt schon so gut wie in unsrer Gewalt, es fehlt fast nichts mehr, dann ist er’s tatsächlich. Die einzige Gefahr dabei wäre, daß die Schufte eine Pistole in’s Pulvermagazin hineinfeuerten, wenn ihnen klar wird, daß sie Gefangene sind, und sich und uns gen Himmel sprengten.“

„Möglich, daß sie das täten,“ entgegnete ich, „aber darauf wollte ich’s ankommen lassen, wenn Sie derselben Meinung wären.“

„Bravo, Wetter! Sie sind aus dem rechten Holz geschnitzt! Zeigen wir unsern britischen Kameraden, wessen zwei deutsche Seeleute fähig sind. Also los. Zunächst die Logiskappe dicht gemacht; der Deckel ist mit einer Krampe zu schließen – ein Koffeenagel als Pflock davor, und die Falle ist fertig.“

Gesagt, getan. Die Mannschaft war gefangen und unschädlich gemacht.

„Jetzt noch ein Koffeenagel und ein End – eine Fadenlänge von dem Bramsegelfall tut’s – um uns des pflichttreuen Ausguckmannes in der Kombüse zu versichern.“

Mit den genannten Dingen ausgerüstet, schlichen wir der Kombüse zu. Den Mann in der Finsternis und in dem engen Loch zu fassen und ihn zugleich am Schreien zu verhindern, war nicht gut möglich; wir mußten ihn an Deck locken.

Langfeld postierte sich vor die Tür; ich trat hinein, schüttelte den Kerl heftig an der Schulter und ging, als er aufgewacht war, wieder hinaus.

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)