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Wir warteten einen neuen Blitz ab, schwangen uns in der Finsternis, die ihm folgte, über die Reling und begannen unsere Entdeckungsreise.

Mein Erstes war, das Scheileit und die Kappe der Kampanjeluke zu untersuchen. Sehen konnte ich in der Stockfinsternis allerdings nichts, aber ich überzeugte mich durch Tasten, daß die Klappen des ersteren geschlossen, der Deckel der letzteren bis auf einen Spalt von sechs Zoll zugeschoben war. Durch diesen Spalt konnte ich die heruntergeschraubte Hängelampe in der Kajüte matt brennen sehen, Leute aber gewahrte oder hörte ich zu meiner Verwunderung nicht, denn wenn der Schoner wirklich dem Sennor Ribera gehörte, dann wäre doch anzunehmen gewesen, daß eine oder mehrere Personen sich mit dem verwundeten Mann beschäftigten.

Auf meinem Wege nach vorn passierte ich eine Batterie von vier neunpfündigen Geschützen auf der Steuerbordseite, selbstverständlich mußte auf der Backbordseite die gleiche Anzahl vorhanden sein.

Die Großluke war mit einer Gräting verschlossen, durch die jener widerliche Dunst emporstieg, der stets ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit von Sklaven im Schiffsraum ist. Dort unten war alles ruhig; die Ärmsten mochten wohl im Schlafe ein kurzes Vergessen ihres Jammers gefunden haben.

Bei der Kombüse angelangt, fand ich die backbordsche Tür verschlossen; ich legte mein Ohr an die Spalte und glaubte durch das Rauschen des Regens das Schnarchen eines schlafenden Mannes zu vernehmen. Vor der Kombüse stand der Fockmast, und vor diesem verriet mir ein schwacher Lichtschein die Stelle, wo sich die Logiskappe befand.

Während ich versuchte, in der Finsternis die Gestalt eines etwa die Ankerwache haltenden Mannes zu erspähen, wurde der Lichtschein plötzlich verdunkelt. – Leutnant Langfeld stand davor und lugte in das Logis hinunter. Ich trat herzu und flüsterte seinen Namen, um mich zu erkennen zu geben. Er zog mich leise auf die Seite.

„Nun,“ wisperte er, „was haben Sie gefunden?“

Ich sagte es ihm und fügte hinzu, daß die Ankerwache sich vor

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)