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„Selbstverständlich mache ich mit,“ antwortete ich, während mir zugleich ein kühner Gedanke durch den Kopf fuhr.

„Gut; gucken Sie scharf aus nach dem Huker, und wenn Sie ihn sehen, paddeln Sie so, daß wir unter seine Großrüst zu liegen kommen, und dann machen Sie die Fangleine daran fest.“

„Zu Befehl,“ antwortete ich, und dann versanken wir wieder in Stillschweigen.

Fünf Minuten später erschien ein dunkler Gegenstand auf Backbord dicht vor uns; wir hielten darauf ab und legten geräuschlos unterhalb der Großrüst an. Im Nu war die Fangleine an einer Pütting festgemacht und im nächsten Augenblick stand ich neben meinem Vorgesetzten in der Rüst.

Hier warteten wir geduldig auf den nächsten Blitz und verabredeten flüsternd, daß Langfeld achteraus und ich voraus langsdeck sehen sollten.

Der Blitz flammte auf und erhellte das Deck.

„Haben Sie jemand auf Wache gesehen?“ flüsterte der Leutnant.

„Nein,“ wisperte ich zurück.

„Ich auch nicht; aber ich habe bemerkt, daß das Scheileit (Deckfenster) und die Kampanjeluke geschlossen sind. Ich denke, alle Mann werden eingetörnt sein.“[* 1]

„Sehr wahrscheinlich,“ sagte ich. „Bei solchem Wetter ist man froh, wenn man sich nicht an Deck herumzudrücken braucht.“

„So ist’s,“ flüsterte Langfeld noch immer mit äußerster Vorsicht. „Ich denke, wir klettern über die Reling und machen einen Rundgang an Deck.“

„Ganz mein Gedanke,“ erwiderte ich. „Wir müssen aber die Schuhe abziehen. Sie nehmen die Steuerbordseite, ich die Backbordseite. Vorn bei der Back treffen wir uns.“

„Schön,“ sagte Langfeld.

  1. Eintörnen heißt: sich in die Koje oder Hängematte legen; austörnen: aus der Koje herauskommen, auch jemand an Deck rufen.
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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/114&oldid=- (Version vom 31.7.2018)