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dieser Verfolgung, die sich stundenlang hingezogen hatte, endlich glücklich wieder von Süden her dem versteinerten Walde nahegekommen. Noch galt es, die auch hier aufgestellte Postenkette zu durchschleichen.

Vor ihm tauchte jetzt eine lange Reihe von Beduinen auf, die sich lautlos um den Südteil des seltsamen Waldes zu einer engen Kette zusammenschloß, indem sie allmählich vorrückte. Sofort ahnte er, was die Iringi planten. Hatte doch auch er vorhin die fernen Töne des drohenden Gewitters gehört, die ihm nichts Unbekanntes waren. –

Ein Angriff während eines Gewitters! Ein Angriff, bei dem in den niederprasselnden Regenschleiern nicht Freund, nicht Feind einander erkennen würden …! – Die Gefährten waren verloren. Dieses Naturereignis war der Iringi bester Verbündeter …! –

Und dann brach auch wirklich schon das Unwetter los. Gleich die ersten Windstöße wirbelten den feinen Sand in dichten Schleiern hoch. Paul Loring durfte den Elementen hier draußen nicht trotzen. So drang er denn dicht hinter den Feinden in den versteinerten Wald ein, dessen äußerste Reihe von Stämmen künstlich zu einer Palisadenwand von den Eingeschlossenen umgewandelt worden war. Dieses Hindernis half unter gewöhnlichen Umständen genügend, die Iringi sich vom Leibe zu halten. Jetzt kletterten die braunen Söhne der Wüste mit Leichtigkeit darüber hinweg, nachdem sie den hier stehenden Posten der zehn Belagerten unversehens überwältigt hatten.

Der Knabe war mit sich schnell ins Reine gekommen, wie er sich zu verhalten hätte. Umhüllt von den Massen des niederpeitschenden Regens kroch er in die Höhlung zwischen drei der verkieselten Bäume, die ganz eng aneinandergelehnt dastanden, mühsam hinein, wollte sich dann gerade etwas aufrichten, um sich seine Lederjacke über den Kopf zu breiten, als der Sandboden unter ihm nachgab und er tief – tief hinabstürzte, wobei er mit dem Kopf hart auf einen Steinblock aufschlug … Er verlor für eine halbe Stunde das Bewußtsein.

Als er wieder zu sich kam, fühlte er, wie ihm das Blut warm über die Schläfe rieselte, sah er sich von

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W. Belka: Der Tempel Salomonis. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Tempel_Salomonis.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)