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Ignatz (Isaac) Lichtenstein: Der Talmud auf der Anklagebank

Gipfel der Macht erklommen zu haben, wenn die Tugend trauert, die Gerechtigkeit seufzt, der unschuldig Verfolgte kein Plätzchen mehr findet, wohin er sein müdes Haupt hinlege – wenn die Noth am größten ist: „Da erhebt sich Gott, daß seine Feinde zerstreuet, flüchtig werden seine Hasser. Vertreibt sie, wie der Rauch vertrieben wird, wie Wachs am Feuer zerschmilzt, vergehen Uebelthäter vor Gott. Die Gerechten aber werden fröhlich sein, frohlocken vor dem Herrn und vollbringen wonnevolle Tage.“ Psalm. (68, 2–4.) Dies sind die Behemoth die thierischwild, ungezähmt nach ihrem unbändigen Instinkte hausen, dies der Leviathan (Riesenhaifisch), der den Raub mit dem Räuber verschlingt: „Aber der im Himmel thront, lachet ihrer, Gott spottet ihrer. Er wird einst zu ihnen reden in seinem Zorne, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken.“ Ps. 2, 4–5. Dann gehen die Gottlosen, die unverbesserlichen Bösewichte hoffnungslos unter, die Gerechten aber theilen sich die Beute, den Raub ihrer Räuber, freuen sich des Lebens, erquicken und sättigen sich an dem herrlichen großen gedeckten Tische der balsamischen Natur, den der Allmächtige seit der Schöpfung für seine Lieblingsgeschöpfe bereitet und in ewiger Verjüngung in Kelchen und Keltern aufbewahrt hat. – – – Möglich denken Andere anders, dafür ist ja der Talmud die Schleifmühle des Verstandes, was alle aber gleichmäßig denken – ist, was so mancher erlauchte Kirchenfürst dachte, als er der Unfehlbarkeit des Papstes beistimmte, um die heilige Harmonie nicht zu stören, die Gewissen nicht zu beunruhigen; – was ein biederer Pastor bei der Zweitheilung seiner ohnehin kleinen Gemeinde dachte, weil die großen Reformators wohl in der Hauptsache übereinstimmten, in Nebendingen sich aber heftig, feindlich bekämpften; – was sich ein konservativer Staatsmann denkt, wenn er veraltete, unzeitgemäße Gesetze in Schutz nimmt; – was sich ein eminenter Minister denkt, der einen Theil seiner früheren Grundsätze im rothen Fauteuil verleugnet, um den Staatsgedanken zu retten; – was sich ein hellsehender jüdischer Vorsteher denkt, wenn er ehrwürdige, veraltete, patriarchalische Institutionen in Ehren hält; – was sich ein für

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Ignatz (Isaac) Lichtenstein: Der Talmud auf der Anklagebank. Buchdruckerei von Victor Hornyánszky, Budapest 1886, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Talmud_auf_der_Anklagebank_durch_einen_begeisterten_Verehrer_des_Judenthums_-_016.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)