Schlosse versteckt waren, – ich wußte es nicht! Ich wurde von meinem Manne niemals als Gleichberechtigte betrachtet, ich blieb für ihn stets nur … ein Spielzeug! Wäre nicht der frühere Hauptmann der Garde Iwan Graf Ustow gewesen, der in die Armee der neuen Machthaber übergetreten war, so lebte ich heute nicht mehr!! – Herr Harst, ich wünsche lediglich, wieder in den Besitz der goldenen Brosche mit dem großen Edelstein zurückzugelangen … Der Stein ist mein Eigentum … An diesen Stein knüpft sich eine uralte Sage … Andere Edelsteine mit berühmten Namen sollen den Besitzern Unheil bringen … Der Stein Sonja – denn so wird er genannt – ist ein Glücksstein … Ich möchte ihn nicht missen …“
Ihre klaren reinen Augen suchten den Boden …
Leiser fügte sie hinzu: „Mir war der Stein ein Talisman … Er verlieh nur die Kraft, unendlich Schweres zu ertragen … Er gab mir stets von neuem die Hoffnung, daß ich …“
Sie verstummte …
„… daß in Ihrem Dasein eine Wendung zum Besseren eintreten könnte,“ ergänzte Harst fast feierlich …
„Vielleicht …,“ nickte die noch immer so überaus liebreizende Frau, ohne jedoch aufzublicken …
Und wieder meinte da der berühmte Detektiv:
„Soll Ihr Gatte verhaftet werden?“
Da schaute sie auf …
„Das überlasse ich Ihnen, Herr Harst … Entscheiden Sie …! Nur eins: Keinen öffentlichen Skandal, – nicht nochmals soll mein Name und der meiner Eltern in den Zeitungen auftauchen wie damals, als
Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)