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erwiderte kaum etwas auf diese Versuche der Mutter, ihr junges Herz für sich zu gewinnen …

Ein merkwürdiges Kind war’s …

In den Augen hatte es einen altklugen, taxierenden, etwas lauernden Blick …

Gertrud Deickmann verstummte allmählich …

Mutlosigkeit bemächtigte sich ihrer. Tiefe Enttäuschung lastete auf ihrer Seele …

Und doch: sie wollte nicht verzagen! Solch ein kleines Wesen, das bisher die Irrfahrten eines abenteuerlichen Vaters mitgemacht hatte, mußte erst langsam an den Gedanken gewöhnt werden, daß nunmehr heilige Mutterliebe ihre Zukunft umtreuen würde. –

Das Ehepaar und das Kind waren an der Hauptpforte des Parkes angelangt.

Gertrud Deickmann schloß die Seitenpforte auf …

„Komm, mein Liebling,“ flüsterte sie ihrem Kinde zu … „Sage dem Vater Lebewohl … Du wirst ihn jetzt einige Zeit nicht sehen … Er muß … verreisen …“

Alexander Wangorow zog die Kleine an seine Brust.

Sie schlang die dünnen Ärmchen um seinen Hals … küßte ihn …

Dann gab der Fürst sie frei …

„Weruschka, du wirst die Mutter liebhaben, wie du mich liebgehabt hast,“ sagte er leise … Komödiantenhafte Rührung zitterte in seiner Stimme …

Die Fürstin zog das Kind rasch mit sich fort …

Hinter die Taxushecke, zur Seitenfront des Häuschens, zur Leiter …

Flüsterte wieder …

Gehorsam erklomm das Kind die Leiter …

Gertrud Deickmann folgte ihr …

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Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)