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in eine Brosche gefaßt und der eine Morgengabe Wangorows ist, gleichsam eintauschen …“

Max Schnauke fragte: „Was für einen Eindruck machte Alexander Wangorow auf dich?“

„Den eines Menschen, der einst ein gewissenloser Lebemann gewesen und der nun ein vollkommener Lump geworden ist … Ich traue diesem Menschen jede Gemeinheit zu …“ –

Als das Ehepaar in der Mietskaserne der verrufenen Straße in Schöneberg verschwunden war, postierten sich die beiden Freunde im Schatten eines tiefen Torwegs und behielten das Haus im Auge.

Eine halbe Stunde verging.

Dann erschienen das Ehepaar und ein Mädchen von etwa sieben Jahren, das die Fürstin an der Hand führte. Das Kind war sehr ärmlich gekleidet und in ein großes Tuch gehüllt.

Gertrud Deickmann schritt gesenkten Kopfes dahin.

Ihr Mutterherz war tief betrübt über das scheue, zurückhaltende Benehmen der kleinen Wera …

Und doch hoffte sie, daß ihr Kind unter den wärmenden Sonnenstrahlen mütterlicher Liebe sich in kurzem zärtlich und dankbar an sie anschließen würde.

Zuweilen beugte sie sich zu der Kleinen hinab und flüsterte ihr ein paar innige Worte zu, erzählte ihr von dem freundlichen Häuschen mitten im Grünen, von den Blumen und singenden Vöglein dort im Bergner-Parke und von den großen Glashäusern, in denen zwischen tropischen Pflanzen zahme Papageien flatterten …

Wera Wangorow, hager und eckig von Gestalt, und in dem kränklichen Gesicht einen verschlossenen Ausdruck,

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Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)