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Sein Innenleben aber war wie ein Panzerschrank zu dem nur er selbst den Schlüssel besaß … –

Bergner hatte vor zwei Jahren nach dem Tode seiner Eltern, die fast gleichzeitig aus dem Leben schieden, als einziges Kind die weitumfassende Erbschaft angetreten: die Fabriken, zwei Rittergüter, die Villa im Grunewald und auch den Titel als Generalkonsul einer der winzigsten mittelamerikanischen Republiken.

Und bis vor zwei Jahren hatte er sich mit der Stellung eines Direktors einer der Bergner-Fabriken durchaus begnügt. Nun war er selbst der Allgewaltige geworden, einer jener Männer der Großindustrie, deren Namen jeder kennt …

Und doch: niemand kannte Reinhold Bergner in Wahrheit! Niemand kannte die Tragödie seines Lebens, niemand hatte je einen Blick hinter die Maske dieses gesunden, energischen Gesichts getan – niemand …

Geahnt hatte nur eine einzige Frau diese Tragödie.

Und das war Reinholds Mutter gewesen …! Und die hatte nie mit ihrem Kinde, ihrem großen Jungen, darüber gesprochen … – –

Nach jenem morgendlichen Telephongespräch hatte der Generalkonsul sich zunächst in den Park begeben.

Der Bergner-Park war berühmt. Er zog sich am Ende der Bismarckallee über ein leicht gewelltes Gelände hin und besaß eine Ausdehnung, wie man sie kaum vermuten konnte, da hohe Hecken, Tannenkulissen und hohe Glashäuser mit tropischen Pflanzen jeden Einblick in dies Paradies verwehrten und jeden Überblick über diesen Garten Eden verhinderten.

„Thiemig,“ sagte der Generalkonsul zu dem langjährigen Gärtner, „Sie wollten doch jetzt zum Frühjahr

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Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)