Seite:Der Salon (Heine) III 245.jpg

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Wie groß aber war sein Erstaunen, als er in einen weiten, erleuchteten Saal tretend eine Dame erblickte, die dort ganz allein auf und nieder wandelte und an Gestalt und Gesichtszügen mit der schönen Statue seiner Liebe die auffallendste Aehnlichkeit hatte. Ja, sie glich jenem Marmorbild um so mehr, da sie ganz in blendend weißem Mußlin gekleidet ging und ihr Antlitz außerordentlich bleich war. Als der Ritter, mit sittigem Verneigen, ihr entgegentrat, betrachtete sie ihn lange ernst und schweigend, und fragte ihn endlich lächelnd: ob er hungrig sey? Obgleich nun dem Ritter das Herz in der Brust bebte, so hatte er doch einen deutschen Magen, in Folge des stundenlangen Umherirrens sehnte er sich wirklich nach einiger Atzung, und er ließ sich gern von der schönen Dame nach dem Speisesaal führen. Sie nahm ihn freundlich bey der Hand und er folgte ihr durch hohe, hallende Gemächer, die, trotz aller Pracht, eine unheimliche Oede verriethen. Die

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Heinrich Heine: Elementargeister. Hamburg: Hoffmann und Kampe, 1837, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Salon_(Heine)_III_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)