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„weil bisher noch nicht erwiesen, darf überhaupt nicht gesprochen werden.“ Hinsichtlich der Beweggründe können nur vage Vermutungen in Frage kommen. Sie sind zunächst ohne Nutzen.“ Ich stimme dem H. Professor hierin vollkommen bei.

„Nützlich aber wäre eine kurze, wirklich objektive und aktenmäßige Darstellung aller gleichen oder ähnlichen Fälle aus den letzten Jahrzehnten mit Weglassung jeder Tendenz, jedoch mit weitester Verbreitung in ganz Deutschland und mit möglichster Wiederholung der Publikation. Ob solche Antwort eventuellen Erwartungen der Fragesteller entspricht weiß ich nicht. Auch glaube ich nicht, daß man viel Wert darauf legen wird, was ich über die Sache denke.“ – Allerdings würden die Fragesteller der Anschauung des H. Professors einen ungleich höheren Wert beilegen, wenn sie antisemitisch gefärbt wäre, und seine Antwort würde dann auch ihren Erwartungen besser entsprochen haben. Weil sie aber diese Färbung vermissen läßt, wird man auch dem von ihm angeratenen Mittel keinen besonderen Wert beilegen, und die Antisemiten werden ebensowenig für eine aktenmäßige, objektive Darstellung der letzten sogenannten Ritualmord-Fälle wie für eine wahrheitsgetreue Übersetzung der religiösen Schriften der Juden Sorge tragen. Ich glaube kaum zu irren, wenn ich annehme, daß den antisemitischen Führern das besonnene, von dem Streben nach Wahrheit eingegebene Gutachten des H. Professors wie eine Leichenrede auf den Ritualmord-Aberglauben geklungen hat.

Den jetzt folgenden Kunstmaler Bindewald, auch Mitglied des Deutschen Reichstags, führen wir nur deshalb an, weil wir zeigen wollen, wie die Ansichten der „hervorragenden Männer der Wissenschaft und des praktischen Lebens“ , die mit der Staatsbürger-Zeitung in Verbindung stehen, sich widerstreiten. „Was den Blutmord (Ritualmord) anlangt,“ sagt der Kunstmaler, „so ist derselbe in circa zweihundert Fällen geschichtlich nachgewiesen und in der jüngsten Zeit erst wieder neu beglaubigt, und zwar durch Geständnisse schuldiger Juden, durch unanfechtbare Zeugenaussagen und sonstige Beweise, durch gerichtliche Erkenntnisse.“ Solche Unwahrheiten kann man in eine antisemitische Zeitung schreiben, wenn man der Mühe überhoben ist, für seine Behauptungen auch die nötigen Beweise zu erbringen.

„Die Frage, wozu die Juden das abgezapfte Menschenblut verwenden,“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Frank: Nachträge zu „Der Ritualmord vor den Gerichtshöfen der Wahrheit und Gerechtigkeit“. Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz Buch- und Kunstdruckerei A.-G. München-Regensburg, Regensburg 1902, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Ritualmord_vor_den_Gerichtsh%C3%B6fen_(1902).djvu/74&oldid=- (Version vom 31.7.2018)