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daß er kaum drei Worte sprach, so lange wir zusammenblieben

Vor unserer Tür hörte ich einen Posten auf und ab gehen. Meine Taschen hatte man ausgeleert. Nur eingenäht in den Kragen meiner wolligen Sportjacke trug ich noch 12 Zwanzigmarkstücke bei mir. Die wurden meine Rettung.

Nach einer Stunde begann es zu schneien. Ich sah die Flocken immer dichter fallen. Sie wirbelten durch eine zerbrochene Scheibe auch in den Keller hinein.

Dann kam ein Soldat, blond, groß, - ich denke, es war ein Feldwebel. Die Gradabzeichen der Russen kannte ich nicht.

Er befahl dem Förster in gebrochenem Deutsch aufzustehen und ihm zu folgen.

Da wagte ich es, flüsterte ihm zu: „Ich gebe Ihnen zwölf Goldstücke, wenn Sie mir zur Flucht verhelfen.“

„Lockern Sie nur meine Handfesseln. Dann komme ich schon heraus. – Ich bin kein Spion – so wahr mir Gott helfe!“

Gleich darauf lagen die zwölf gelben Münzen in seiner Hand, und er und der Förster gingen hinaus.

Das Gitter des Kellerfensters war wohl mehr als Zierat da. In einer Ecke hatte ich schon vorher eine Kartoffelhacke bemerkt. Deren festen Stiel benutzte ich als Brecheisen, wuchtete das Gitter los, unbekümmert darum, ob ich Lärm machte. Mein Leben stand auf dem Spiel, und ich hatte keine Zeit zu verlieren.

Es schneite noch immer, als ich mich durch das Fenster ins Freie schob. Auf dem Hofe hörte ich Stimmen. Aber die weißen Schleier des fallenden Schnees hüllten alles so dicht ein, dass ich ungehindert in einen Garten gelangte, über eine Mauer kletterte und dann erst hinter

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W. Belka: Der Mumiensaal. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Mumiensaal.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)