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zu Höherem in mir fühlte und meine Kollegen und Vorgesetzten mir wiederholt versichert hatten: „Fritz Kersten, aus Ihnen kann noch einmal etwas werden!“ – Doch Fritz Kersten blieb der kleine Berichterstatter, blieb arm, unbekannt, unbeachtet. Die Gelegenheit fehlte eben, zu beweisen, daß ich wirklich etwas leisten konnte.

Erst der Weltkrieg mußte kommen, um all dies zu ändern. – Unsere Zeitung wollte einen eigenen Kriegsberichterstatter hinaussenden. Die Wahl fiel auf mich, und ich nahm ohne Zögern an. Alles ging Hals über Kopf. Bald war ein Ausweis mit Photographie besorgt, auch ein paar Empfehlungsschreiben, die mir den Weg bei den Generalkommandos ebnen sollten. So fuhr ich denn eines Tages in einem Militärtransportzuge gen Osten, machte als Zuschauer die ersten Gefechte in Ostpreußen mit, schrieb fast täglich meine Berichte und … erntete dafür von meinem Blatte viel Lob und Anerkennung.

September und Oktober war ich in Belgien. Dann kam der zweite Russeneinfall in das schon halb verheerte Ostpreußen. Ich ahnte eine zweite Schlacht von Tannenberg voraus, eilte mit großen Schwierigkeiten quer durch Deutschland und schloß mich einem Armeekorps an, an dessen Kommandierenden General ich besonders warm empfohlen war.

An einem rauhen Wintertage nahm mich ein Kavallerieleutnant mit, der mit zwölf Mann Patrouille gegen den Feind reiten sollte. Ich hatte mir einen kleinen Kosakengaul verschafft, der zottig wie ein Esel aussah, aber dabei zäh war wie ein guttrainierter Rennfahrer und wie der Teufel lief.

Beim Morgengrauen waren wir aufgebrochen. Der Leutnant war heute so still und wortkarg, so ganz anders als sonst.

„Es ist mein letzter Tag“, sagte er leise mit Augen, die in unendliche Fernen schauten. „Ich werde heute fallen.“

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W. Belka: Der Mumiensaal. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Mumiensaal.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)