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„Jawohl, Herr Hauptmann.“

Ich merkte, daß jemand die Decken berührte. Mein Herzschlag stockte … Aber die Gefahr ging vorüber.

Das Sporenklirren entfernte sich. Ich hörte das Zuschlagen einer Tür. Es wurde ganz still im Saale.

Die Minuten schlichen träge hin. Wieder peinigte mich ein furchtbarer Hustenreiz …

Dann war es mir, als knarrten die Dielen ein wenig. Ich glaubte auch schleichende Schritte zu hören. Und mit einem Male lüfteten sich gerade über meinem Kopf die Decken, ein heller, rötlicher Strahl traf mein Gesicht …

Verloren …, verloren!! – Das war mein einziger Gedanke. – Sehen konnte ich nicht. Die Laterne blendete mich zu sehr … Ein Schwächeanfall infolge der aufs höchste gesteigerten Aufregung brachte mich einer Ohnmacht nahe …

Und wie aus weiter Ferne drang nun ein heiseres Flüstern an mein Ohr:

„Bleiben Sie in Ihrem Versteck, mindestens noch eine Stunde … an der Westseite der Rückwand dieses Saales hinter den altlitauischen Teppichen gibt es eine Kammer. Die Russen haben sie nicht entdeckt. Dort warten Sie auf mich. – Sie sind doch ein Landsmann, – ein Deutscher, nicht wahr?“

Ich nickte nur mechanisch mit dem Kopf. Die Decken fielen wieder zurück …

Gerettet …!! – Es mußte einer der Museumswächter gewesen sein … Der Mann harte wahrscheinlich das Gestell unter dem Fenster bemerkt und sofort vermutet, daß unter der Mumie sich jetzt eine lebende Stütze befinden müsse …

Die Schrecken dieser Nacht waren jedoch noch nicht vorüber. Wieder Schritte, Stimmen, Sporenklirren, dann der russische Hauptmann dicht vor dem peruanischen Sarge: „Morgen werden Sie also die Mumien sorgfältig

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W. Belka: Der Mumiensaal. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Mumiensaal.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)