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eine Laterne brannte. Rechts ging eine Tür in ein Zimmer hinein. Es war dies sicherlich das des Hauswartes. Jetzt unterhielten sich recht laut Russen darin, – Leute der Wache, die der Oberkommandierende zum Schutz des Museums in das Gebäude gelegt hatte. – Noch in dieser ersten Nacht stellte ich fest, daß auf dem Hofe des Museums ein Posten stand, ein zweiter vor dem Haupteingang. Ich hatte also allen Grund, vorsichtig zu sein. Besonders der Mann auf dem kleinen Hofe war mir recht unangenehm. Und er hat mir dann später auch recht angstvolle Stunden bereitet.

Daß ich zu meinem Glück gerade in das Museum geflüchtet war, sah ich immer mehr ein. Es gab hier doch vieles, was ich sehr gut brauchen konnte. Aber erst allmählich lernte ich, mir die Sehenswürdigkeiten nutzbar zu machen.

Wohl eine Stunde trieb ich mich in dem großen Hause unher. Der Hunger wühlte in meinen Eingeweiden. Er war durch die Doppelstulle nur noch reger geworden, so schien’s mir jetzt. – Ich kehrte in mein Wohngemach zurück, beladen mit altlitauischen, pelzgefütterten Kleidungsstücken aus dem Seitenflügel des zweiten Stockwerks und zwei reichverzierten Wolldecken.

Moritz war verschwunden. Er kehrte erst in der folgenden Nacht zu mir zurück. So verzehrte ich denn die zweite Doppelstulle allein. Jeden Bissen begleiteten besondere Gedanken. Sie waren nicht gerade erfreulicher Natur. – Essen und Trinken … Woher sollte ich’s nehmen – woher?! – Das Gespenst des Hungers stand wieder neben mir und grinste mich höhnisch an …: „Standgericht – erschießen – verscharren!!“

Aber ich ließ mich jetzt nicht mehr so leicht unterkriegen. Ich würde schon einen Ausweg finden …

Der Knaster des Museumsdieners Kallgies schmeckte nicht gerade erstklassig. Aber ich rauchte doch. Es betäubte das Hungergefühl. Daß der Rauch mich verraten

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W. Belka: Der Mumiensaal. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Mumiensaal.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)