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– denn es gab noch vier weitere in dem Saale –, die würden mir ebensowenig anhaben können …!!

Das Lächeln über mich selbst verging mir schnell.

Abermals derselbe Ton – nur länger ausgedehnt, in verschiedenen Höhenlagen, wie ein qualvoller Schrei jetzt, halb unterdrückt …

Ich lauschte – da – wieder, nur noch lauter. Ich schlich nach der linken Saalecke hin. Von dort schienen die merkwürdigen Laute zu kommen.

Dann stand ich vor der Wand gegenüber den Fenstern. Hier hingen schwere, aus bunten, groben Fäden hergestellte Gewebe. Es schienen Bauernteppiche zu sein oder eine Art kunstloser Wandstickereien. Jedenfalls zeigten sie sämtlich Szenen aus dem Leben der Landbevölkerung, auch Tiere, aber alle Figuren in komischer Verzeichnung. Das war mir schon am Tage aufgefallen, als ich mich nach einem Versteck umsah.

Die Gewebe hingen dicht an der Wand und reichten bis zum Boden hinab, wo sie durch Ringe straff gehalten wurden. Ich stellte dies durch Betasten mit den Händen fest, da es hier trotz des Mondlichtes zu dunkel war, um Einzelheiten zu erkennen.

Ich wartete nun, daß die seltsamen Töne sich abermals melden sollten. Und wirklich: jetzt vernahm ich sie ganz dicht vor mir; fast schien es, als kämen sie hinter den schweren, dichten Geweben hervor. Noch mehr hörte ich nun noch heraus. Es war nicht das Klagen einer abgeschiedenen Seele, sondern das klägliche Miauen einer Katze …

Ich überlegte. Hinter den Teppichen fühlte ich die feste Wand. Das Tier konnte sich also nicht etwa in einem alkovenartigen Raume befinden, der von dem altertümlichen Wandschmuck verdeckt wurde. Aber draußen auf dem Flur schrie die Katze nicht. Dann hätte ich die Töne nicht so deutlich hören können. Es blieb also nur eine Möglichkeit: vor mir in der Ziegelmauer mußte es ein

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W. Belka: Der Mumiensaal. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Mumiensaal.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)