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Offenbare Bestürzung entstand unter den Indianern, einige schienen Lust zu haben, gleich Reißaus zu nehmen, auch der Häuptling wollte bestürzt zurücktreten, beherrschte sich aber.

„Die Bleichgesichter sind Abgesandte des großen Medizinmannes, der dort im Berge wohnt?“ fragte er mit unsicherer Stimme.

„So ist es, und wenn wir zurückkehren, soll die kriechende Schlange mit uns kommen und Friedenskalumet mit ihm rauchen und Geschenke mitnehmen.“

„Der große Medizinmann ist ein mächtiger Zauberer.“

„Und wir sind seine Diener, die er ausschickt, mit Euch Freundschaft zu machen.“

„Wie wirkt seine Medizin?“

„Er hat den Blitz in seiner Hand und kann ihn senden, wohin er will.“

„Das Blaßgesicht lügt!“

„Ich will es Dir beweisen, gieb mir Deine Hand.“

Als Stephan seine beiden Hände ausstreckte, sprang der Häuptling doch erschrocken einen Schritt zurück.

„Glaubt mein Bruder, ich will ihn töten, wo ich doch sein Freund sein möchte? Oder fürchtet sich der tapfere Häuptling der Cheyennes?“

Mit einem trotzigen Entschluß trat der Häuptling wieder heran, die Hand ausstreckend. Angesichts seiner Krieger durfte er keine Feigheit zeigen, und wenn es auch in den Tod ging.

Stephan ergriff die gebotene Hand mit der einen und legte die andere auf die nackte Schulter des Indianers. In demselben Augenblick stieß dieser ein furchtbares Gebrüll aus, brach in die Knie zusammen und krümmte sich wie ein Wurm.

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Robert Kraft: Der Medizinmann. Germania-Verlag, Dresden (1896), Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Medizinmann.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)