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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 Ein dritter Zeuge wird noch angeführt, Hardenberg. Dieser schrieb an Schlangrab, Melanchthon habe auch ihm die ganze Geschichte erzählt und bat ihn, er möge sie dem Erastus mittheilen. – Gegen diese Erzählung haben lutherische Theologen bald nachdem sie in Umlauf gekommen war, sich erklärt. Mörlin hat eine eigene Schrift dagegen geschrieben (Historie des Sacramentsstreits p. 716). Auch Planck hatte die Erzählung als unmöglich wahr darzuthun gesucht (IV, 27). In jüngster Zeit hat aber die reformirte Kirchenzeitung (Nr. 40. Jahrg. 1853) mitgetheilt, es sei eine Handschrift von Hardenberg aufgefunden worden, in welcher dieser seine Erlebnisse in Bremen von 1547–1550 erzählt, und dabei von einem Verhör berichtet, welches er wegen seiner Lehre vor dem Rath zu bestehen hatte. In diesem Verhör, in dem man ihm stark zusetzte, erzählt er, er habe nebst Herbert von Langen von Melanchthon zu Wittenberg eben das gehört, was oben erzählt worden. –

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 Wird die Geschichte dadurch glaublicher oder ist sie dadurch erwiesen? Die Gründe, welche früher gegen ihre Echtheit sind angeführt worden, bestehen noch in Kraft. Am 22. Januar soll jene Unterredung Statt gefunden haben. Am 17. Januar aber hatte Luther an Jacob Probst in Bremen geschrieben, er freue sich, dass die Schweizer so heftig wider ihn schrieben, das habe er mit seiner letzten Schrift bezwecken wollen, dass sie bezeugten, sie seien seine Feinde. Er wendet die Seligsprechung des Psalms auf sich an und übersetzt so: beatus vir, qui non abiit in concilio sacramentariorum.. – Am selben Tag hielt er seine letzte Predigt in Wittenberg und spricht sich darin sehr heftig wider die Sacramentsschwärmer aus. „Sie sind so klug, dass sie niemand zu Narren machen kann. Wenn sie einer in einem Mörser hätte, und mit dem Stempel zuschlüge, so wiche doch die Thorheit nicht von ihnen etc.“ Sind Luthern nun plötzlich vom 17. bis 22. Januar so andere Gedanken gekommen? Es wäre schwer denkbar. Aber noch schwerer liesse sich das nun folgende begreifen. Auf der Reise nach Eisleben predigt er am 26. Januar in Halle, ermahnt beim reinen Wort zu bleiben und sagt: „es sind dennoch, Gott erbarms, sonst allzuviel, die das Evangelium anfeinden, verfolgen und lästern, wie die Sacramentsschwärmer

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.10.2017)