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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

eine andere als sacramentale Weise eingeschlossen sei. Hätten sie also mit den Vätern gesagt, das Brod sei Zeichen oder Symbol des Leibes Christi, so wollten sie das dahin verstanden wissen, das Brod sei nicht der Leib Christi selbst, sondern sein Zeichen, damit sei aber die Gegenwart Christi im Abendmahl nicht in Abrede gestellt.

 Diese declaratio kam erst im Februar 1537 durch Bucer in Luther’s Hände, während seines Aufenthaltes auf dem Schmalkalder Convent, und erst im December antwortete er den Schweizern darauf.[1] Voran liegen aber Aeusserungen Luther’s über die declaratio, die erste in einem Privatschreiben vom 17. Februar an den Basler Bürgermeister. Darin geht Luther auf die Sache selbst gar nicht ein, bittet den Bürgermeister aber, er möge dafür sorgen, dass die ruhenden Vögel nicht wieder aufgescheucht würden. Es solle der Eintracht nachgestrebt werden mit Geduld, Sanftmuth, gutem Gespräch und sonderlich mit Gebet vor Gott.

 Die zweite Aeusserung findet sich in einem Gespräch, das Luther schwer erkrankt in Gotha mit Bucer und Lycostenes gehalten. Aus ihm sieht man deutlich, dass Luther weit entfernt ist von der Meinung, eine Concordie mit den Schweizern könne sofort vollzogen werden, er meint vielmehr nur, sie möchten es eben versuchen und ermahnt sie, aufrichtig und ehrlich zu Werk gehen. Nach der Versicherung, dass er ein aufrichtiger Mensch sei, der, wie er es im Herzen meine, mit dem Munde rede, bezeugt er ihnen, dass er für seine Person mit den Leuten wohl Geduld haben könne und glaube, weil die Kirche so tief durch sie verführt sei, könnten sie es so plötzlich nicht herausreissen, und das Verderbte nicht sobald wieder gut machen, gibt ihnen aber zu bedenken, dass er seine Leute nicht zu gleicher Geduld bewegen könne. Auch das erkennt er an, dass ihre Leute freilich


  1. Die früheste Aeusserung von Seiten lutherischer Theologen möchte die von Osiander und Veit sein, enthalten in einem Brief an die Nürnberger Prediger, d. d. 17. Febr. 1537. Sie schreiben: Bucerum sinceriter nostrum esse credo. Blaurerum minime. Nam Philippus ait, eum dixisse, non posse se consentire nobiscum. Praeterea Basileensis Senatus ejusmodi literas ea de re ad Lutherum scripserunt, ut spes non sit, eos nostram sententiam suscepturos. Itaque dividuntur: pars obstinata manet. Corp. Ref. III, 268.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.10.2017)