Seite:Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl.pdf/54

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

seien, sie hätten jedoch „eine andere Gestalt und Auslegung, die ihr nicht zuwider laute.“ Schon in Basel sah man aber die Sache anders an und das erste Gutachten, welches darüber abgegeben wurde, zeigte den Unterschied zwischen der Lutherischen und der Schweizerischen Meinung auf.[1] Als die Strassburger davon hörten, baten sie, man möge ihnen den Grynaeus und Carlstadt senden, denen sie nähere Erläuterungen geben wollten. Diese kamen und zogen nach achttägigem Aufenthalt befriedigt ab.[2] Den Baslern aber waren ihre Bedenken, ob auch Luther mit der Auslegung, welche in Strassburg den Wittenberger Artikeln gegeben worden, übereinstimmen würde, nicht gehoben. Myconius und Grynaeus wurden jetzt nach Zürich und Bern gesandt,um die Wittenberger Artikel nebst den Erläuterungen der Strassburger zu überbringen. In Zürich beschloss man, mit anderen Städten über die Sache zu berathen und verbot vorerst den Predigern die Unterschrift. Ohngefähr die gleiche Stellung nahm Bern ein. Basel schrieb dann auf Ansuchen von Bern einen Tag nach Basel zur Berathung aus. Zu diesem Tag (d. 24. Sept.) kamen auch Bucer und Capito. Die Strassburger gaben sich da alle Mühe, zu Gunsten Luthers zu stimmen, sie konnten aber die Unterschrift der Wittenberger Concordie nicht erwirken. Man beschloss in Basel, abermals eine Zusammenkunft auszuschreiben. In der Zwischenzeit wurden Synoden in Bern, Zürich und an anderen Orten gehalten. Auf allen sprach man sich misstrauisch gegen die Wittenberger Concordie aus. Bei der dann in Basel statthabenden Zusammenkunft (d. 12. Novbr.) schlugen die Züricher vor, Luthern eine weitläufige Erklärung ihrer Meinung einzusenden und man kam überein, an ihn mit einem freundlichen Brief eine (von Bullinger früher schon entworfene) Erklärung


  1. Oswald Myconius von Melchior Kirchhofer. Zürich 1815. p. 266. „Sie wollen, es sei der wahrhaftige Leib Christi mit seiner Substanz nicht allein im gläubigen Herzen, sondern auch mit dem Brode verfeinert. Wir aber, dass der Leib mit seinem wahren Wesen nicht allein im Brod, sondern auch im gläubigen Herzen nicht sei, sondern die Frucht und der Brauch des Weins allein wahrhaftig genossen, begriffen und empfangen werde von den Gläubigen. Der Brauch ist aber, wahrlich erlöst sein vom ewigen Tod durch das Blut Christi, welches der Gläubigen einige Speis ist bis ins ewige Leben.“
  2. Ibid. p. 267.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.10.2017)