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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

uneins gewesen sind: dünkt es mich in keinem Wege thunlich sein, wenn man der Einigkeit zu gut eine neue und Mittel-Meinung wollt stellen, also dass sie sollten zulassen, es wäre der wahre Leichnam Christi dabei und wir nachgeben sollten, es würde nichts gegessen, denn das Brod. Ich will jetzund des Gewissens schweigen, wie sich das darein schicken würde. So muss man dennoch diess auch bedenken, dass die Mittel-Meinung in einem solchen Handel, der Jedermann betrifft, mancherlei Gedanken den Leuten machen und viel tausend Fragen und Opinionen daraus entstehen würden, dass es also viel sicherer ist, dass sie bei ihrem Zeichen bleiben, wie vor; denn es würden weder sie ihren, noch wir unsern Part, viel weniger wir beide zusammen die ganze Welt auf diese Meinung bringen können, sondern würden die Leute nur reizen auf mancherlei seltsame Gedanken. Darum ist mir viel lieber, dass die Uneinigkeit in diesen zweien Meinungen stecken bleibe, denn dass man Ursache gebe zu mancherlei unzähligen Fragen, dadurch die Leute zuletzt dahin kämen, dass sie gar nichts glaubten.“

 Die Zusammenkunft Melanchthon’s mit Bucer in Cassel führte zu einem befriedigenden Resultat. Bucer erklärte sich zu dem Bekenntniss, „dass der Leib Christi werde wesentlich und wahrhaftig empfangen, so wir das Sacrament empfahen. Und dass Brod und Wein Zeichen sind, signa exhibitiva, welche, so man reichet und empfängt, wird zugleich gereicht und empfangen der Leib Christi. Und halten also, dass das Brod und der Leib Christi also bei einander sind, nicht mit Vermischung ihres Wesens, sondern als Sacrament und dasjenige, so sammt dem Sacrament gegeben wird, quo posito aliud ponitur. Denn weil man auf beiden Seiten hält, dass Brod und Wein bleibe, halten sie solche sacramentalem conjunctionem.“ (Cf. Extrakt eines Schreibens Ph. Melanchthon’s an den Churfürsten von Sachsen d. d. 15. Januar 1535, bei W. XVII, 2496.)

 So wohl aber Luther mit dieser Erklärung zufrieden war, so ging er doch noch sehr vorsichtig an’s Werk. An den Churfürsten von Sachsen schrieb er (s. fin. Jan. 1535; W. XVII, 2496): „Auf des Bucer’s Meinung, so M. Philipp von Cassel

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.10.2017)