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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

bald schliessen möge.“ Und an die Prediger in Ulm schreibt er (5. Okt. 1535; W. XVII, 2518): „Ich nehme auch nicht nur die Einigkeit des Geistes mit Euch gerne an, sondern danke Euch auch, dass Ihr mir durch Euer Schreiben eine grosse Zuversicht gemacht habt, dass diese Concordie aufrichtig und redlich gemeinet sei. Fahret nur fort in Christo, wie Ihr angefangen habt, treulich und wachsam die Sache bei den Euren zu treiben und zu handeln, und zweifelt nicht, dass ich mit Gottes Hilfe alles, was möglich ist, thun und leiden werde, und will ich, so wahr mich mein Herr Christus liebet, an mir nichts ermangeln lassen, als der ich von Herzen gern vor meinem Tode diese Concordie nach so langem Streit und Exilio unserer Eintracht in Christo sehen möchte.“

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 Fügt man nun diesen Aeusserungen Luther’s die Instruction hinzu, die er dem Melanchthon mit nach Cassel gegeben, so sollte man meinen, es läge auf’s klarste zu Tage, wie Luther die Concordie verstanden wissen wollte. Dennoch sieht Nitzsch (in seinem Urkundenbuch der ev. Union. 1853) die Sache etwas anders an. „Hätte, meint er (p. 63), Luther nicht zu jener Zeit und schon, da Melanchthon seine Instruction für das Casseler Gespräch empfing, auch eine werdende Lehr-Union, eine Union bei noch bleibenden abweichenden Meinungen für eine irgendwie gültige und zu vollziehende geachtet, so hätte er nicht sagen können: sie sind vielleicht aus gutem Gewissen mit dem anderen Verstand gefangen, darum wollen wir sie gern dulden. Sind sie rein, so wird der Herr sie wohl erretten. Dagegen bin ich auch wahrlich mit gutem Gewissen mit dem anderen Verstand gefangen, es wäre denn, dass ich mich selbst nicht kennete, darum dulden sie mich auch, wo sie es nicht können mit mir halten.“ In diesen Worten ist allerdings ein sehr mildes Urtheil über die Anderen gefällt, ein milderes als früher, wie das bei der Aussicht auf Vereinbarung, die sich Luthern aufthat, auch natürlich war; aber wie lassen sich denn die Worte Luther’s so deuten, als sei er geneigt, eine Union bei noch bleibenden abweichenden Meinungen einzugehen? Sind diese Worte Luther’s doch der Schrift entnommen, in der Luther dem Melanchthon die Bedingungen vorzeichnet, unter denen man eine

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.10.2017)