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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

fällt der Widerspruch, welcher von Seiten der Theologen gegen dieselben erhoben wurden. –

 Wenden wir uns nun aber zu den Fürsten, welche für die Naumburger Beschlüsse thätig waren, und zu der weiteren Geschichte der Naumburger Präfation.

 Der Protest des Herzogs war doch wie ein Pfahl im Fleisch der in Naumburg verbündeten Stände. Obwohl man in Naumburg die Präfation unterschrieben hatte, bevor noch die Gesandten von Weimar eingetroffen waren, so glaubte der Kurfürst von Sachsen doch die Antwort des Herzogs nicht auf sich beruhen lassen zu dürfen, er schickte sie daher noch im Februar 1561 an den Kurfürsten von Brandenburg, mit der Bitte, sich darüber zu äussern. Dieser gab dem Herzog wenigstens in dem einen Punkt Recht, dass man sich über das Abendmahl präciser, und zwar so, wie er, der Herzog es gethan, aussprechen solle; wie ja auch in dem Frankfurter Recess schon die Bereitschaft zu ausführlicherer Erklärung über die einzelnen Artikel ausgesprochen worden sei[1]. Er war daher der Meinung, der Kurfürst solle den Herzog von Würtemberg und den Pfalzgrafen Wolfgang, und durch diese die übrigen Fürsten zu gemeinsamer Erklärung darüber auffordern und diese Erklärung dem Herzog von Sachsen zustellen: bis man sich aber über eine gemeinsame Erklärung über das Abendmahl geeinigt, solle man die Einladung der übrigen Stände zur Unterzeichnung der Augustana aufschieben.

 So wenig also hielt dieser Fürst das in Naumburg vollbrachte Werk für abgethan, dass er noch in demselben Monat dasselbe in Frage stellte und zu Fortsetzung der Verhandlungen rieth. Um dieselbe Zeit drohte aber ein anderer Fürst, dessen Gesandte in Naumburg unterschrieben hatten, von der Unterschrift zurückzutreten, der Markgraf Johann von Brandenburg. Er war gleich dem Herzog von Sachsen mit der in der Präfation ausgesprochenen Behauptung, dass man nie von der Augustana abgewichen sei, unzufrieden, und forderte den Kurfürsten von Sachsen auf, bei den übrigen Fürsten die Streichung, dieser Stelle in der Präfation zu erzielen, da er im anderen Fall sich öffentlich von der


  1. Heppe I, 408 u. Anm. 2.
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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/357&oldid=- (Version vom 1.10.2017)