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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

dieses Planes allerdings zum wenigsten schon vor Berufung des Naumburger Convents, von der Zeit an, sich vorlegen sollen, als der Kurfürst von der Pfalz mit seinen Bedenken gegen die confessio invariata herausrückte: denn liess er diese Bedenken nicht fallen, so musste der Zwiespalt zwischen ihm und den lutherisch Gesinnten heraustreten. Der Herzog wollte das abwarten. Nachdem aber die Fürsten, die es freilich für eine Unmöglichkeit halten mussten, den Kurfürsten für einfache Annahme der confessio invariata zu bestimmen, jenen Compromiss versucht hatten, der in Wahrheit keiner war, konnte der Herzog sich sagen, dass er das Seinige gethan habe, und jetzt lag es ihm nahe genug, ganz zu dem alten Standpunkt zurückzukehren, den er dann in der Protestation vom 2. Febr., die er einreichte, aussprach[1].

 In ihr spricht er sein Bedauern darüber aus, dass die Fürsten auf die Bedenken, welche er von Anfang an gegen die vorliegende Fassung der praefatio erhoben, nicht geachtet hätten, und giebt die Gründe an, warum er die praefatio nicht unterschreiben könne. Als ersten Grund nennt er den, dass darin die falsche Behauptung aufgestellt sei, dass bis dahin von keiner Seite eine Abweichung von der Augustana stattgefunden habe, „da aus ergangenen Geschichten kurz verschiedener Jahre das Widerspiel dermassen offenbar und am Tage, dass solches nicht kann verneint werden. Zudem dass auch nicht wenige noch geringe Irrthümer in Zeit des Interim sich befunden und eingedrungen.“

 Würde er nun die praefatio unterschreiben, so würde er wider das offene und klare Verbot Gottes, welches meldet, dass nicht falsch Gezeugniss gegeben werden solle, erschrecklich sündigen, „würde er damit auch seine eigenen confutationes, die hievon auf stattlich gehabten Rath vieler fürtrefflichen Theologen wider solche Irrthümer ausgegangen, gänzlich verwerfen.“ Er bemerkt aber weiter, es sei ihm nicht möglich, ein Dokument zugleich mit denen zu unterschreiben, „von denen männiglich kund und wissend sei, dass es dieselben mehr mit der Zwinglianer Meinung, denn mit dem zehnten Artikel der Confession und Apologie


  1. Hönn p. 35 sq.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/350&oldid=- (Version vom 1.10.2017)