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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

neuem unterschrieben werden solle. Sei das deutsche Exemplar von 1530 gemeint, so trage er Bedenken dasselbe zu unterschreiben, denn die Fassung, welche die Abendmahlslehre darin habe, könne auch in papistischem Sinn gedeutet werden; dagegen trage er kein Bedenken, die in dem lateinischen Exemplar enthaltene Abendmahlslehre zu unterschreiben, zumal da dieses Exemplar nachmals „an etlichen Orten selbst wohlbedächtig emendirt worden sei, welches emendirte Exemplar auch im Jahr 1541 auf dem Colloquium zu Worms aufs neue als die wahre christliche Confession überreicht worden sei“[1].

 Dieses Schreiben wurde freilich von dem Herzog Christoph gleich, und wohl mit Recht dahin gedeutet, dass der Kurfürst von der Pfalz nicht viele Lust zu dieser Zusammenkunft habe, und er fürchtete, dass wenn der Kurfürst die Unterschrift verweigere, andere Fürsten ihm nachfolgen würden. Aber es lag ihm so viel an der Zusammenkunft, dass er sich dem Kurfürsten gegenüber zur Annahme des lateinischen Exemplars bereit erklärte, und bei den anderen Fürsten dahin wirkte, dass sie sich an diesen Einwurf des Kurfürsten nicht stiessen. Es kam nun wirklich zur Zusammenkunft in Naumburg, und am 23. Januar 1561 zur ersten Sitzung. Die Gegenstände, welche zur Verhandlung kamen, betrafen die Unterschrift der Augustana, und die Frage, ob man das vom Papst ausgeschriebene Concil beschicken solle?

 Uns interessirt nur der erste Punkt.

 Darin, dass die Augustana von neuem unterschrieben werden solle, waren alle Fürsten einig, und auch in dem Entschluss einigten sie sich bald, dass dieser neu unterschriebenen Augustana eine praefatio voran zu schicken sei. Aber nun traten die anderen Fragen hinzu: welche Ausgabe der Augustana man unterschreiben solle; ob man in der Vorrede auch der Schmalkalder Artikel, ob man des Frankfurter Recesses oder auch der in dem Corpus d. Misnicum enthaltenen sächsischen Confession erwähnen solle? Es ist unschwer zu sehen, wie diese Fragen ihren Grund in den verschiedenen Richtungen, welche vorlagen hatten. Der Herzog Johann Friedrich war es vor Allen, welcher


  1. Sattler IV, 153 sq.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/341&oldid=- (Version vom 1.10.2017)