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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 Die Fürsten des Frankfurter Recesses, welche das Gewitter hatten heraufsteigen sehen, waren vergebens bemüht gewesen es abzuwenden. Gleich nachdem der Herzog Johann Friedrich die niedersächsischen Stände zu einer Synode nach Magdeburg eingeladen hatte, war der Kurfürst von Sachsen der Meinung gewesen, an dieser Synode sollten sich auch die Anhänger des Frankfurter Recesses betheiligen, diese waren aber unter sich selbst darüber nicht einig geworden, und es war darum gut, dass die Synode, aus anderen uns schon bekannten Gründen, unterblieb. Der Pfalzgraf Otto Heinrich war dann bemüht, eine Zusammenkunft beider Theile an einem anderen Ort zusammenzubringen, und schlug Fulda als den Ort der Zusammenkunft vor. Der Herzog Johann Friedrich hatte sich auch bereit erklärt, die Conferenz in Fulda (sie sollte am 20. Januar 1559 stattfinden) zu beschicken, nachdem ihm bemerkt worden, es handle sich auf ihr nicht um das Bestreben, die Irrungen sofort zu beseitigen, sondern nur um eine Vereinbarung zu Berufung aller Stände und ihrer Theologen. Die Conferenz scheiterte aber an dem Kurfürsten von Sachsen. Dieser hatte erst gemeint, es handle sich nur um eine Conferenz der Stände und Fürsten, welche den Frankfurter Recess unterschrieben hätten, als er dann hörte, dass die Absicht dahin ging, womöglich alle Fürsten für die Conferenz zu gewinnen, wurde er bedenklich, zum Theil wohl durch den Einfluss Melanchthons, der von einem Zusammentreten mit den herzoglich sächsischen Theologen nur grössere Uneinigkeit fürchtete und den herannahenden Reichstag für den geeigneteren Ort dafür hielt. Der Kurfürst weigerte sich zwar nicht gerade dazu, eine Conferenz zu beschicken, meinte aber doch, man sollte sie auf eine spätere Zeit verschieben, oder besser noch, bis zum Zusammentritt des Reichstags warten. Grössere Bedenken noch hatte der Markgraf von Brandenburg. Der Pfalzgraf Otto Heinrich gab darum seinen Plan auf.

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 Mittlerweile war das Confutationsbuch ausgegeben. Die Bedeutung desselben wusste der Kurfürst von Sachsen wohl zu würdigen, und forderte daher die Wittenberger Fakultät zu einem Gutachten über dasselbe auf, und Melanchthon gab am 9. März 1559 ein solches im Namen der Fakultät ab. Der Landgraf Philipp

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/335&oldid=- (Version vom 1.10.2017)