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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

angestochen und vermerkten, dass sie es schwerlich dazu werden kommen lassen, dass vor der Handlung mit den Papisten, beides von den alten und neuen Irrthümern, so seit der Zeit der Promulgation des Interims aufgekommen, Unterredung gestattet und Verdammung der Irrthümer zugelassen werde, dieweil Philipp von dem zwinglischen Irrthum sehr verdacht, daneben auch sonst des Adiaphorismus halber angefochten wird. So würde Brentius und die anderen Würtembergischen nicht lassen Osiandern verdammen. Sind auch Etliche unter den Würtembergischen, so Majorn mit seiner Proposition de necessitate etc. nicht gedenken fallen zu lassen. So sind auch wohl Andere mehr unter den Haufen der geordneten Personen, die Zwinglium auch im Busen stecken haben. Dieweil dann einer hier, der andere dorten krank liegt, werden sie unsres Erachtens dahin mit höchstem Fleiss arbeiten, dass kein Irrthum, so wider unsere A. C., Apologie und Schmalkaldischen Artikel strebet, angefochten und namhaft verdammt werde, sondern werden es bei dieser Generalclausel bleiben lassen, dass man sich zur A. C. bekennt, dagegen alles, was dem zuwider sei, in genere also verdamme, dass man keines Irrthumes in specie gedenke“[1].

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 Und dabei liessen sie es auch in der That auf dem Colloquium, das am 4. September seinen Anfang nahm, verbleiben. Darum kam es aber auch so, wie die herzoglich sächsischen Theologen vorausgesagt hatten. Diese hatten sich zwar noch bestimmen lassen, von einer Protestation vor dem ganzen Colloquium, welche erst für den Fall, dass kein Vergleich zu Stande komme, beschlossen worden war, abzustehen, und hatten sich daran genügen lassen (am 2. Septbr.), eine schriftliche Protestation bei dem Notar niederzulegen, welche aber, wenn es nicht die Nothdurft erforderte, um der Papisten willen, bei währendem Colloquium nicht eröffnet werden sollte. Allein die Katholiken, denen das Colloquium lästig genug war, nützten die ihnen wohlbekannte Uneinigkeit der Theologen klüglich, und der Bischof Helding forderte in der sechsten Sitzung (am 20. Septbr.), nachdem Canisius zuvor in einer weitläufigen Rede darzuthun versucht hatte,


  1. Salig III, 297 sq.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/322&oldid=- (Version vom 1.10.2017)