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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

einer Synode zum Austrag gebracht werde, bis dahin aber solle der Streit ruhen[1].

 Allein zu diesen einhelligen Beschlüssen kam es doch nur, weil weder die Fürsten noch die Theologen, welche man zur Flacianischen Partei rechnete, auf dem Convent vertreten waren. Aus den Einwendungen des Gallus, des einzigen Theologen der Flacianischen Richtung, der, von Regensburg deputirt, in Frankfurt zugegen war, kann man das schon abnehmen. Er bemerkte in den Bedenken, die er am 21. und 22. Juni einreichte, man könne doch nicht sagen, dass bis dahin immer der A. C. gemäss gelehrt worden sei, denn man dürfe der Interimistischen Collusionen nicht vergessen; auch möchte er den Beschluss, dass der Streit bis zu einer Synode ruhen solle, nicht so verstehen, dass die Zwinglianer nicht mehr von der Kanzel gestraft, und den neu aufkommenden Irrungen nicht gewehrt werden dürfte. Er schlug weiter vor, dass, weil die Sekten sich mit der Augsburgischen Confession deckten, nicht nur der Buchstabe, sondern auch der Verstand derselben nach der Apologie und den Schmalkaldischen Artikeln wieder festgesetzt werden möchte. Endlich erinnerte er daran, dass schon auf dem Regensburger Reichstag nicht alle Theologen-Parteien seien vertreten gewesen und meinte er, man dürfe bei der Vorbereitung zu einem künftigen Vergleich keine Partei präjudiciren[2].

 Wie man aber in den Flacianischen Kreisen über die Frankfurter Beschlüsse urtheilte, erfahren wir von Flacius selbst. Er tadelte daran, dass die Fürsten ihren Theologen nicht befohlen hätten, die Sacramentirer zu verdammen; dass man die Theologen nicht an die Schmalkaldischen Artikel, die doch von allen Kirchen und Theologen unterschrieben wären, verbunden habe. Er nannte es eine Unwahrheit, dass behauptet worden, es hätten bisher Alle der A. C. gemäss gelehrt; er rügte es, dass im Abschied kein Wörtchen vom Interim, den adiaphoris, dem Majorismus enthalten sei. Als das Schlimmste aber bezeichnete er, dass


  1. Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtemberg. IV. Beilage 40. p. 119. Bedenken und Verzeichniss zu einer Vorbereitung des künftigen Colloquii gestellt etc.
  2. Salig III, 264 sq.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/319&oldid=- (Version vom 1.10.2017)