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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Sachsen fand dieser Gedanke keinen Eingang, er trug um des Kaisers willen Bedenken darauf einzugehen, der Kurfürst Otto Heinrich von der Pfalz aber ging darauf ein. Diese beiden Fürsten vereinigten ihre Bemühungen und es gelang ihnen, einen Convent in Frankfurt a/M. (am 18. Juni 1557) zusammen zu bringen, auf dem sich ausser ihnen der Landgraf Philipp von Hessen, der Pfalzgraf Friedrich und der Graf Georg von Würtemberg einfanden; die Grafen von Nassau aber, die Pfalzgrafen von Simmern und Zweibrücken und einige Grafen und oberländische Reichsstädte schickten Deputirte. Die Fürsten und Deputirten hatten auch Theologen mitgebracht, deren es 31 waren.

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 Die vornehmsten Gegenstände, über die man in Berathung trat, waren die Instruction, welche man den Colloquenten für das Colloquium mit den Katholiken zu geben habe, und die Frage, „wie man eine gottselige Vergleichung in der Lehre und Ceremonien stiften könne?“ Es kam nun zwar zu einhelligen Beschlüssen. Es waren die: bei dem Wormser Colloquium solle man die Augsburger Confession und Apologie zu Grund legen, den Katholiken gegenüber aber, wenn sie auf den unter den Evangelischen vorhandenen Zwiespalt hinweisen wollten, entgegenhalten, „dass man im Grund und in den Hauptstücken einig sei.“ Endlich: man wolle nach stattgehabtem Colloquium dahin wirken, dass der Streit der evangelischen Theologen untereinander auf


    in dem Werke, dessen er etliche Jahre her mit besonderem Anliegen grosse Sorge getragen, dass durch der Theologen etwan unnöthige, etwan eigensinnige und hitzige oder auch unbedachtsame Schriften und Schreien ihre Herren und Oberhäupter auch in Widerwillen, Uneinigkeit und Spaltung gerathen möchten, und dass derhalben die hohe Nothdurft erfordere, dass die A. C.-Verwandten Stände sich in eigner Person zusammenthun und diese Dinge miteinander stattlich erwägen, und mit einhelligem Zuthun solch’ Schreiben und Schmähen und dessen Folgen bei ihren theologis in den Schulen und auf den Kanzeln abstellen, auch da diese sich hierin nicht mässigen oder sonst zum Frieden und Einigkeit weisen lassen wollten, sie gar nicht in ihren Oberkeiten dulden und noch vielweniger ihre Schriften in den Druck kommen lassen: denn sonsten würde eine Zerrüttung unter den Evangelischen Ständen entstehen, wenn die theologi ihre Meinungen hartnäckig unter dem Beistand ihrer Fürsten durchsetzen wollten.“ Sattler IV, 117.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/318&oldid=- (Version vom 1.10.2017)