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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Luthers, die sonst theils verklungen theils unverstanden war, nicht durch die Zurückziehung auf das „Ist“ begraben wurde: ihnen ist es zu danken, dass wenigstens ein Keim derselben gerettet und zum Gemeingut lutherischer Kirche ward.“[1] Brenz hat aber nicht nur die christologischen Grundanschauungen Luthers wieder zu Ehren gebracht, er hat den Anstoss zu weiterer Ausbildung der Christologie gegeben. Diess, und wie in der Weiterentwicklung die schwäbische Kirche, vertreten durch Brenz und Andreä, und die sächsische, vertreten durch Martin Chemnitz, erst auseinandergingen, bis in der Concordienformel eine Einigung erzielt wurde, gehört der Dogmengeschichte an.[2] Ich erwähne hier nur, dass Brenz zunächst um seiner Lehre von der Ubiquität willen von H. Bullinger angegriffen wurde,[3] dem er noch in demselben Jahr in zwei Schriften antwortete,[4] dadurch sich aber einen dreifachen Angriff zuzog, von Bullinger, von Peter Martyr und von Beza.[5] Diesem Streit verdanken wir dann seine zwei grossen Schriften: de divina majestate Christi, 1562 und seine recognitio doctrinae de vera majestate Christi, 1564. Auch auf einem Religionsgespräch wurde die Sache von Theologen beider Theile verhandelt, Noch einen Versuch nemlich hatte der Herzog Christoph von Würtemberg machen wollen, um den Uebertritt der Pfalz zu verhindern, und hatte zu diesem Endzweck den Kurfürsten von der Pfalz zur Abhaltung eines Colloquiums zwischen seinen und den Würtembergischen Theologen bewogen. Dasselbe wurde am 10. April 1564 in Maulbronn eröffnet. Pfälzischer Seits waren dazu erschienen der


  1. Dorner, Entwicklungsgeschichte der Lehre von der Person Christi etc. 2. ed. II. Thl. Letzte Abthlg. Erste Hälfte, p. 665.
  2. cf. Thomasius, Christi Person und Werk. II. Th. 2. ed. Geschichte der lutherischen Christologie. Brenz u. Chemnitz p. 342. 405.
  3. Tractatio verborum D. Joh. XIV. Tigur. 1561.
  4. Sententia de libello Bullingeri 1561. – De personali unione duarum naturarum in Christo et ascensu Christi in coelum ac sessione ejus ad dextram patris etc. 1561.
  5. Bullinger: Responsio, qua ostenditur, sententiam de coelo et dextra Dei firmiter adhuc perstare. Tig. 1562. P. Martyr: Dialogi de Christi humanitate, proprietate naturarum, ubiquitate. 1562. Beza: Responsiones ad Brentii argumenta. Genev. 1564.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/266&oldid=- (Version vom 1.10.2017)