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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

 Von 1544 bis 1556 kennen wir dann keine Aeusserungen Brenzens über das Abendmahl. Das war die Zeit, von welcher wir schon sprachen, die Zeit, in welcher man sich lutherischer Seits erst noch der Hoffnung hingab, die deutschen Theologen wenigstens hielten sich noch an die Wittenberger Concordie, in welcher aber in der Stille Calvins Auffassung Verbreitung und Aufnahme fand. In dieser Zeit hielten sich die anderen lutherischen Theologen zurück und so that Brenz auch. Sobald er aber die Entdeckung machte, dass man sich getäuscht und dass man getäuscht worden sei, war er auch wieder auf dem Plan. Von der Stellung, die er jetzt zu Lasco einnahm, haben wir schon berichtet, und so auch von der Schrift, die er auf Anlass des Streites zwischen Westphal und Calvin schrieb, und haben bei dieser Gelegenheit auch schon den Unterschied anerkannt, der in Ton und Haltung der Würtemberger verglichen mit dem der Niedersachsen war. Aus der Vorrede zu Andreäs Schrift sieht man, dass Brenz auch jetzt noch lieber gesehen hätte, wenn der Ausbruch des Streits vermieden worden wäre, aber er hielt es doch für nützlich, „dass, da der leidige Zwiespalt von dem Sacrament


    den neuen Angriff Luthers, aber er sagt doch genug zu Gunsten desselben in den Worten: „Luthers Schrift habe ich dieser Tage gelesen; ich kann nichts weiter sagen, als dass ich den Herrn bitte, dass das, was geschieht, zur Ehre Christi und zum Nutzen der Kirche ausschlage. Man glaubt vielleicht, Luther sei etwas zu heftig und hart gewesen. Aber was sollte er thun? Solche Leute, denen es nicht darum zu thun ist, dass Christus verherrlicht werde, sondern nur darum, dass die alten, fast schon begrabenen Irrthümer wieder unter die Leute kommen und für ächte Waare angenommen werden, verdienen nichts besseres..“ Und mit Schärfe äussert er sich über die Schrift der Züricher wider Luther. „Nachdem ich einige Blätter darin durchlesen, schreibt er an Veit Diedrich, und nichts als giftige Schmähworte und offenbare Verläumdungen fand, so warf ich sie mit nicht geringem Schmerz bei Seite, und liess mich durch kein Zureden meiner Collegen mehr vermögen, sie wieder vor die Hand zu nehmen. Doch liess ich mir durch einen von ihnen das Büchlein vorlesen, und mir die hauptsächlichsten Beweisgründe daraus mittheilen. Allein es sind diess die alten längst widerlegten Gründe. Von Dir kann ich vielleicht erfahren, ob Luther mit einer Gegenschrift antworten lässt... Hörst Du etwas Gewisses, so thue es mir kund. So oft ich an diese undankbaren Söhne Hams gedenke, so kann ich mich nicht enthalten, sie auf jede Weise zu züchtigen.“ Hartmann u. Jäger II, 137.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/261&oldid=- (Version vom 1.10.2017)