Seite:Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl.pdf/256

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

proinde nec illi Deum edunt, h. e. non in Deum credunt. Die Anwendung auf das Abendmahl liegt nun nahe.

 Darnach scheint es aber, als wenn das Syngramma den Genuss des Leibes von Seite der Unwürdigen läugnete.

 Es ist da zuzugestehen, dass die Aeusserungen des Syngramma über diesen Punkt der Deutlichkeit entbehren, den Schluss aber, dass dasselbe den Genuss des Leibes und Blutes von Seite der Unwürdigen geradehin läugne, darf man daraus doch nicht ziehen. Das Eine steht ja fest: dem Syngramma zufolge ist im Sacrament der Leib mit dem Brod eins, und wird also der Leib mit dem leiblichen Mund empfangen und gegessen, das Syngramma lehrt also wie eine unio sacramentalis so auch eine manducatio oralis. Das „mit dem Glauben Empfangen“ kann also nicht dem „mit dem Munde Empfangen“ entgegengesetzt sein, es kann nur in dem Sinn gemeint sein, dass der Glaube als der modus bezeichnet wird, mit dem man sich das im Brod Dargereichte wirklich aneignet, und so kann also auch, wenn das Syngramma nicht mit seinen Hauptsätzen in Widerspruch treten will, der Satz: „impiis absens est Deus“ nicht in dem Sinn gemeint sein, dass die Unwürdigen nur Brod und nicht auch Leib geniessen. In welchem Sinn er gemeint ist, darüber gibt das Syngramma wenigstens eine Andeutung. Es fährt fort und sagt, man könne an anderen Gaben, welche wir von Gott empfangen, erkennen, wie wir die eximia et nunquam satis laudata dona, Leib und Blut Christi, durch und mit dem Wort empfingen. Es erinnert an Nahrung und Gewand, welche auch Gaben Gottes seien. Diese, sagt es, haben die Gottlosen auch, aber sie haben sie nicht als donum Dei, sie wissen nicht, von woher sie ihnen zukommen, und sie sind ihnen eben darum nicht recht nutzbringend.

 Welche andere Anwendung lässt sich nun davon auf das Abendmahl machen, als die, dass, so wie auch an die Gottlosen Nahrung und Kleidung kommt, so kommt an die Unwürdigen auch Leib und Blut des Herrn, aber, weil sie es nicht als solches erkennen, hat die Gabe auch nicht die Wirkung wie bei den Würdigen. Das ist aber eine Lehre, die ganz conform ist mit der Luthers, und ganz conform der Auseinandersetzung, welche

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/256&oldid=- (Version vom 1.10.2017)