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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

beschäftigt, so würde es dem Brenz noch gerade keinen Eintrag thun, wenn er in dieser Schrift sich noch nicht klar ausgesprochen hätte, aber zu verwundern wäre es doch, wie, wenn es sich so verhielte, Brenz von Anfang an als ein Vertreter der lutherischen Lehre vom Abendmahl gelten, auch von Luther, der ja das Syngramma nachmals mit einer Vorrede herausgegeben, dafür anerkannt werden konnte, und wie er in seinem Testament sagen konnte, er habe von jeher die Zwinglische Lehre verworfen und sei der Luthers zugethan gewesen. Verhält es sich aber vollends so, wie Ebrard behauptet, dass die Lehre des Syngramma dieselbe ist, welche jetzt die Pfälzer vortrugen, und dass Brenz mit Calvin Freundschaft geschlossen hatte auf Grund der Lehre, „dass Christus in der Handlung gegenwärtig sei und sich dem Menschen mittheile, dass er aber nicht lokal im Brod sei und von den Ungläubigen nicht empfangen werde“,[1] so lässt sich freilich das Alles schwer mit der Stellung reimen, welche Brenz im Jahr 1556 gegen Lasco, im Jahr 1559 gegen die Pfälzer einnahm.

 Wir sehen uns also das Syngramma an, um zu erfahren, wie es sich damit verhalte.[2]

 Dass das Verständniss desselben seine Schwierigkeiten hat, kann man nicht läugnen, aber eben so wenig kann man läugnen, dass es der Auffassung Zwinglis und Oekolampads entschieden entgegen tritt, und dass es mit ausdrücklicher Berufung auf Luthers Schrift von den himmlischen Propheten für Luthers Lehre eintreten will. Mit Luther hält es die Auffassung der Einsetzungsworte in ihrem eigentlichen Sinne fest; lehrt es, dass das, was uns im Abendmahl gegeben wird, nicht blos in Sündenvergebung, sondern in dem Leib und Blut Christi bestehe; und behauptet es eine unio sacramentalis zwischen Leib und Brod, und zwischen Blut und Wein.

 „Im Sacrament, sagt das Syngramma, ist nicht bloss das Brod, das äussere Zeichen, sondern auch das Wort und weil das Brod


  1. Ebrard, das Dogma vom Abendmahl. II, 647.
  2. cf. die ausgezeichnete Erörterung darüber bei Dieckhoff p. 566–638. Sie gibt den Faden an die Hand, welcher durch das Labyrinth des Syngramma hindurch führt, und ihr sind wir im Wesentlichen gefolgt.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/252&oldid=- (Version vom 1.10.2017)