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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Theil an den Verhandlungen über die Wittenberger Concordie. In der Abendmahlslehre galt er stets als eifriger Vertreter der Lehre Luthers, er hatte sich früh schon in eine so starke Opposition gegen die Schweizer und selbst gegen die unablässig zur Vermittlung geneigten Strassburger gesetzt, dass der Herzog Ulrich Anfangs Bedenken trug, ihn zur Verwirklichung seiner reformatorischen Pläne zu berufen.[1] Besonders durch seinen Einfluss gelangte der lutherische Lehrbegriff in dem nördlichen Schwaben und in Franken zu herrschendem Ansehen.[2]

 Aber merkwürdig! Gerade von dem Syngramma behauptet schon Hospinian,[3] es enthalte eine Lehre, welche Brenz selbst nachmals in seinen Schriften vom Jahr 1559 an als Zwinglische und Calvinische verdammt habe, und Ebrard[4] behauptet, Brenz sei darin der Sache nach weit mehr auf der Seite Zwinglis als auf Luthers Seite gestanden, und habe sich von Ersterem nur durch eine entwickeltere Betonung der unio mystica unterschieden. Er nennt Brenzens Lehre die reinste, am allseitigsten entwickelte, die bis jetzt noch vorgekommen sei.[5] Und ähnlich urtheilen auch lutherische Theologen. Planck[6] gibt zwar zu, Brenz habe keine andere Absicht gehabt, als die leibliche Gegenwart des wahren Fleisches Christi im Abendmahl zu behaupten, meint aber, er habe absichtlich sich in Vertheidigung dieser Lehre nicht so weit einlassen wollen, als man sich bald darauf einlassen zu müssen glaubte. Und Kahnis meint, das Syngramma habe eine wirkliche Gegenwart des Leibes Christi beweisen wollen, aber nur eine verbale Gegenwart wirklich bewiesen. Nur Hartmann und Jäger, dann Dieckhoff, sprechen sich für die Identität der Lehre des Syngramma mit der Lehre Luthers aus.[7]

 Da das Syngramma in eine so frühe Zeit fällt, und die erste Schrift ist, welche sich eingehend mit der Schweizer Abendmahlslehre


  1. Hartmann und Jäger, Joh. Brenz II, 11.
  2. Ibid. I, 170.
  3. hist. sacr. II, 39 b.
  4. Handbuch der christlichen Kirchen und Dogmengeschichte. III, 68.
  5. Ebrard, das Dogma vom heiligen Abendmahl. II, 170.
  6. II, 279.
  7. Ueber die verschiedenen Meinungen über das Syngramma: die evang. Abendmahlslehre im Reformationszeitalter, von Dieckhoff. p. 569.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/251&oldid=- (Version vom 1.10.2017)