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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

IV. Das Eintreten der Würtemberger Theologen in den Streit.

 Noch in demselben Jahr, in welchem Heshus in Heidelberg seines Amtes entsetzt wurde, legten die Würtemberger Theologen unter dem Vortritt von Brenz ein Zeugniss ab für die lutherische Abendmahlslehre. Diess war ein überaus bedeutendes Ereigniss.

 Bevor ich sage, warum? ist erst der Mann näher ins Auge zu fassen, welcher den Anstoss zu diesem Zeugniss gegeben hat, es ist Johann Brenz. Dieser, erst (seit 1522) Prediger in Schwäbisch Hall, welcher Stadt er 1526 eine neue Kirchenordnung gab, war früh auch Berather des Herzogs Ulrich von Würtemberg in den kirchlichen Dingen, trat dann 1551 ganz in die Dienste des Herzogs Christoph von Würtemberg, wurde Probst in Stuttgart und vollendete die kirchliche Organisation des Landes. Unter den schwäbischen Theologen dieser Zeit nimmt er die bedeutendste Stelle ein, sein Einfluss erstreckt sich aber weit über Würtemberg hinaus. Nicht allein, dass er den schwäbischen Adelichen, dem Markgrafen Georg von Brandenburg, der Ansbach-Nürnbergischen Kirche bei Entwerfung der Kirchen Ordnungen behülflich war, auch an allen grösseren die Reformation Deutschlands angehenden Ereignissen nahm er regen Antheil. Er wohnte dem Reichstag zu Augsburg 1530 bei, dem Schmalcalder Convent von 1536, den Vergleichsverhandlungen zu Hagenau, Regensburg und Worms in den Jahren 1540–44; dem Regensburger Gespräch von 1545; er wurde 1552 von dem Herzog von Würtemberg zu dem Concil in Trident geschickt; er wohnte dem Gespräch zu Worms 1557 bei; er spielte endlich auch in den Abendmahlsstreitigkeiten eine bedeutende Rolle. Er ist der Verfasser des berühmten Schwäbischen Syngramma vom Jahr 1525, von dem Dieckhoff sagt, dass es nicht ohne Einfluss auf die Lehrdarstellung Luthers selbst geblieben sei,[1] er wohnte dem Marburger Gespräch von 1529 bei, er nahm


  1. Dieckhoff, die evang. Abendmahlslehre im Reformationszeitalter. 1854. p.568.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/250&oldid=- (Version vom 1.10.2017)