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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

II. Der Bremer Streit.

 Wir richten da unser Augenmerk nur auf die Frage: lehrte und dachte Hardenberg, denn der war der Gegenstand des Streits, vom Abendmahl lutherisch? Zu diesem Endzweck brauchen wir den Streit nicht durch alle seine Phasen hindurch zu verfolgen.

 Gegen Albrecht Hardenberg war früh der Verdacht entstanden, dass er vom Abendmahl nicht rein lutherisch lehre. Noch in demselben Jahr, in welchem er als Prediger an die Domkirche in Bremen gerufen worden war (1547), sah sich der Rath der Stadt veranlasst, ein schriftliches Bekenntniss seiner Lehre vom Abendmahl von ihm zu fordern, beruhigte sich aber durch das von Hardenberg abgegebene. Später tauchte dieser Verdacht wieder auf. Lasco hatte sich (1549) längere Zeit bei Hardenberg aufgehalten; man bemerkte, dass Hardenberg in seinen Vorträgen die Haltung Luthers gegen die Schweizer tadelte; dass er von dem Leib Christi als dem im Himmel an einem bestimmten Ort befindlichen predigte;[1] und jetzt erinnerte man sich auch, dass er sich früher in der Schweiz aufgehalten habe. Warum es geraume Zeit währte, bis man unruhiger über Hardenberg und seine Lehre wurde, erklärt sich, wenn Hospinian recht berichtet, dass Hardenberg selbst an Bucer nach England geschrieben hatte, er predige so, ut etiam illi, qui diversum sentiebant, offendi merito non potuissent. Derselbe Hospinian erzählt auch ganz naiv, Hardenberg sei in früheren Jahren in Zürich gewesen und habe da die wahre und orthodoxe Lehre vom Abendmahl von Bullinger besser kennen lernen.[2] Es ist also wohl möglich, dass sein College Timann ihn mit im Auge hatte, als er seine Schrift: farrago herausgab, und dass er auf


  1. Wigand, de sacramentariismo. p. 373.
  2. Hospin., hist. s. II, 296. Venerat is (H.) superioribus annis Tigurum, ibique veram et orthodoxam de coena Domini sententiam ex Bullingero melius pleniusque didicerat, quam deinde Bremae .. publice docere coepit, sic tamen ut etiam alii, qui diversum sentiebant, offendi merito non potuissent, sicut ipsemet ad Bucerum in Angliam scripsit. –
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/210&oldid=- (Version vom 1.10.2017)