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aber die Vergleichung zweier Copien eines und desselben Gemäldes: Christus segnend, nach Carlo Dolce, in Oel und in Pastell, von Louis Kloß und von Friedrich Milde. Jedes von beiden ist in seiner Art und im Verhältniß der Mittel fleißig ausgeführt und höchst gelungen zu nennen; dennoch geht der Sieg der kräftigeren Oelfarben unbedenklich aus dem Vergleich hervor.

Auch die Portrait-Malerei ist bei uns, wie fast überall, ein sehr bebautes Kunstfeld. Hier aber dürfen wir wohl ohne Zweifel obenan stellen: Ein Portrait, halbe Figur, Oel-Gemälde nach der Natur, von Carl Edlinger, Lehrer der Akademie. Geistvoll, zwar idealisirt, wie jedes Portrait, das zugleich Gemälde seyn soll, doch in treffender Aehnlichkeit steht die Gestalt vor uns und scheint zu athmen. Stellung, Zeichnung und Colorit sind gleich tadelsfrei und in schönster Uebereinstimmung. Dann: ein männliches Portrait, nach der Natur und in Oel gemalt, vom Professor Matthäi. Der schon oben erwähnte Meister kann auch in dieser Gattung nichts Gewöhnliches liefern; sowohl Stellung als Beiwerke sind weise durchdacht und gewählt, die Zeichnung treflich, nur das Colorit etwas matt und kalt. Ferner: ein (männliches) Portrait nach der Natur, vom Professor Vogel. Große Aehnlichkeit und sorgfaltige Ausführung bis in die geringsten Einzelheiten; daher das Bild, gleich den früher gesehenen desselben Künstlers, dem Beschauenden sehr nahe tritt; doch dabei etwas Härte in den Umrissen und flaches Fleisch-Colorit. Ein (männliches) Portrait nach der Natur, von Pochmann, Professor. Der Gegenstand hat hier dem Künstler nicht erlaubt, sein sonst schönes und warmes Fleisch-Colorit geltend zu machen, die Zeichnung ist mittelmäßig und das Bild gehört zu den nicht idealisirten Portraits.

Um des Gegenstandes willen ruht endlich das Auge gern unter diesen Gestalten auf der Copie eines Bildnisses der vielbesungenen Laura, der Geliebten des Petrarca, vom Maler Schnorr von Klarenfeld, dessen Stellung jedoch sowohl als die harten Umrisse getadelt werden möchten.

Von der anmuthigen Gattung der Miniatur-Bilder sah man einiges höchst Gelungene. Zuerst nennen wir die, schon in dem, der „Abend-Zeitung“ beigegebenen Kunstblatte rühmlich erwähnten Bilder von J. Oechs aus Mitau, neun an der Zahl, meistens Copien aus der italienischen und niederländischen Schule. Unter ihnen zeichnen wir vorzüglich aus: „Eulenböck“ (Siehe: „Die Gemälde“, Novelle von Tieck), geistvoll aufgefaßt und ausgeführt: vielleicht noch etwas zu flach im Colorit. – Ein alter Bauer, der eine Gabe zu empfangen scheint, nach L. Hutin; – Brustbild des Heilandes mit der Dornenkrone, nach Guido Reni. Beide letzteren sind mit äußerst zartem Pinsel, in der fleißigen punktirenden Methode, gearbeitet. – Eine Sybille, Original, auf Elfenbein, von demselben Künstler, hat eine etwas verzeichnete Nase, und an einer heiligen Agatha, ebenfalls Original, nimmt man Züge wahr, die für Miniatur wohl nicht fein genug seyn möchten. – Ferner sind Ludwig XIII., König von Frankreich, der Papst Ganganelli, und zwei sich umarmende Kinder, nach der Natur, von Ernst Weser, in Miniatur, fleißig und nicht ohne Verdienst gemalt: nur möchte mehr Ruhe im Colorit zu wünschen seyn.

Auf diese Miniaturen lassen wir, um ihrer ähnlichen Proportionen willen, eine Reihe kleinerer Oel-Gemälde folgen, die, zum großen Theile von fremden Künstlern gefertigt, hier durch die Gefälligkeit ihres kunstliebenden Besitzers zur Ansicht aufgestellt wurden. Unter ihnen erwähnen wir zuerst: Einen schlafenden Räuber, aus der Gegend von Terracina, mit seiner für ihn wachenden Geliebten, von Robert in Rom. Dem hingestreckten Geliebten zur Seite, und bereit, mit einer Hand den Ruhenden zu wecken, sitzt das Mädchen, fern um sich schauend. Die Wahrheit des Tones und der Contrast des spahenden Blickes des Mädchens mit dem Ausdrucke des Schlafes auf dem Antlitze des Räubers, giebt dem Bildchen ungemein viel Lebendigkeit und Reiz. Nur möchte vielleicht, da das Bild klein und mithin bestimmt ist, näher gesehen zu werden, mehr Fleiß und Bestimmtheit in der Ausfuhrung zu wünschen seyn. – Ein zweites Gemälde gleicher Größe: Ein Hirt mit einem jungen Mädchen aus der Campagna di Roma, von Catel in Rom, ist minder ausdrucksvoll, doch nicht minder wahr als das vorige und hat den Vorzug, netter ausgearbeitet zu seyn. Doch erscheint das weiße Gesicht des Mädchens mit dem noch weißeren Tuche, das ihren Kopf umhüllt, auf dem Luftgrund etwas flach. – Dann zwei Copien: Madonna Capo di Monte, und Madonna del Passeggio, beide nach Raphael, von Carl Ciappa in Neapel; sie haben in der Zeichnung viel Gutes; doch, was soll man zu dem Einfall des Malers sagen, der seinen Gemälden ein so gelbbraunes Colorit gegeben hat, daß man offenbar sieht, wie er absichtlich den das Original überdeckenden Staub und Schmutz mitgemalt hat.

Raphaels Traum, von den Gebrüdern Riepenhausen aus Rom, nach einem Original-Briefe des Raphael. Raphael, beschäftigt, das in der Dresdener Gallerie befindliche Gemälde der Sixtinischen Madonna zu malen, ist eingeschlummert; die Heilige erscheint ihm mit dem göttlichen Knaben in der Stellung, wie sie jetzt auf dem unsterblichen Bilde zu sehen ist. – Das Bildchen ist eine Copie nach einer größeren Ausführung dieses Gegenstandes, von denselben Künstlern. Hier ist weder die Zeichnung der Madonna in der Erscheinung und in dem Gemälde auf der Staffelei, noch auch das gelbbraune Colorit zu loben. Unbefriedigt und beunruhigt wendet das Auge sich ab.

Ein Jäger zu Pferde spricht mit einer jungen Bäuerin, vom Professor W. Kobell in München, und: Kosacken, welche ein Mädchen am Brunnen überraschen, erfunden und gemalt von Heintzmann, Porzellan-Maler in München. Ungemeine Nettigkeit und Präzision in Ausführung der, in sehr kleinem Maaßstabe dargestellten Figuren, und lebhaftes, gutes Colorit. Im ersteren Bildchen sind die Blicke der Figuren etwas undeutlich und unbestimmt ausgefallen.

Ein vorzüglich und mit Recht bei uns fleißig angebautes Fach der zeichnenden Kunst ist die Landschafts-Malerei. Groß ist im Verhältniß die Zahl der ausgestellten Gemälde dieser Gattung. Zuerst von den Leistungen Dahl’s, der mit gleicher Fertigkeit das buntgefärbte Land, wie die schäumende See, schildert. Mit sicherem Pinsel und kecken Strichen malt er alla prima, giebt seinen Gemälden die treffendsten Lokal-Töne, und rückt sie dem beschauenden Auge nah. Von ihm heben wir als größere Gemälde aus: Ein Theil von der Insel Capri, Aussicht über das Meer, bei Mondlicht; nach der Natur. In höchst wahrem, violett düsterem Duft liegt die großartige Landschaft und nur durch den Mondlichts-Nebel hindurch erblickt das Auge den Felsen der Insel, und die Gebände am Fuße desselben und das ruhige Meer. Am Himmel kämpft der Mond mit den Wolken. – Ein Seestück, nach einem Sturm, mit einem Theil der Insel Capri bei Neapel und einem auf Klippen aufgetriebenen Schiffe. Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken und beleuchten einen Streifen des hochaufwogenden Meeres. Herrlich ist dieser Licht-Effekt, der Wellenschlag der schäumenden See und das Detail des strandenden Schiffes geschildert. – Ansicht von Cosels Garten, nach Findlaters Villa hin. Ein schöner Punkt des an vortreflichen Aussichten so reichen Elbthals, mit lebendigster Ausführung bis in die kleinsten Einzelheiten. Auch hier wiederholt sich jedoch die schon öfters gemachte Bemerkung, daß unserem Künstler die Vorgründe noch besser als die Mittelgrunde gelingen, vielleicht weil darin dem kräftigen Auftragen von Licht und Schatten, nach seiner Manier, mehr Raum gegeben ist, und weil dagegen der Mittelgrund einer Untermalung fast am wenigsten zu bedürfen scheint.

(Die Fortsetzung folgt.)
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Unbekannt: Die Dresdner Kunst-Ausstellung, 1822 (Verspäteter Bericht). Maurer, Berlin 1823, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Gesellschafter_Kunstausstellung_Dresden_1822.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.12.2024)