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anständig empfingen, was nicht nur ihm, sondern auch Jenem zur Ehre gereichte, da er sein Zögling gewesen sey. Johann demnach ließ es dem Neffen an keinerlei schuldigen Diensten fehlen; er ließ ihn von den Bürgern zu Fermo stattlich empfangen, quartirte ihn in seinem eignen Hause ein. Nachdem er daselbst ein Paar Tage verweilt und was zu seinem nachherigen Frevel erforderlich war, geordnet hatte, stellte er ein solennes Bankett an, wozu er den Johann Fogliani und alle die Ersten von Fermo einlud: und nach Beendigung der Gerichte und aller andern Ergötzlichkeiten, die bei dergleichen Banketten Brauch sind, berührte Oliverotto mit Absicht gewisse wichtige Materien, indem er von Papst Alexander’s und Cäsar’s, seines Sohnes, Größe sprach, und von ihren Unternehmungen. Als aber Johann und die Andern ihm auf diese Reden antworten wollten, stand er mit einem Male auf, bemerkend, es wären dieses Sachen, die man an einem geheimeren Orte besprechen müsse, und begab sich in eine Kammer, wohin ihm Johann und alle die andern Bürger folgten. Kaum aber hatten sie sich gesetzt, als aus verborgenen Orten derselben Soldaten drangen, die den Johann und alle die Andern niedermachten. Nach welcher Mordthat Oliverotto zu Pferde stieg, durch die Straßen sprengte, die höchste Obrigkeit im Palast belagerte, bis sie, aus Furcht, ihm zu gehorchen und eine Regierung einzusetzen gezwungen waren, über welche er sich zum Fürsten aufwarf. Und da nun alle gestorben waren, die ihm aus Unzufriedenheit hätten schaden können, befestigte er durch neue Civil- und Militärverfassung sich in so weit, daß er in Jahresfrist, so lange er das Fürstenthum behielt, nicht bloß in der Stadt Fermo sicher, sondern auch allen seinen Nachbarn furchtbar geworden war, und ihn zu stürzen eben

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)