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Selten bricht ein großes Ereigniß, völlig unerwartet, mit zerstörender Allgewalt über die Völker und Länder herein. Ihm gehen gewöhnlich schon eine Reihe von Jahren Erscheinungen voran, welche den aufmerksamen Beobachter tief in das Geheimniß der Zukunft blicken lassen. Sie sind das dunkel heraufziehende Gewölke, das Wetterleuchten und der fernrollende Donner vor schweren Gewittern; oder das dumpfe Wühlen des Waldstromes, der bereits da und dort sein Ufer untergräbt, bis er immer übermächtiger anschwillt, und endlich mit einem Male die schon lang bekämpften Dämme zusammenwirft.

Von jeher hatte es auch in Deutschland unter dem gemeinen Volke Unzufriedene gegeben, aber ihre Ansprüche, Klagen oder Streitigkeiten beschränkten sich nur auf ein gewisses Gebiet, und ließen außerhalb desselben Alles unangefochten. Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts änderte sich jedoch hierin die Lage der Dinge. In dem Maße, in welchem Fürsten, Adel, höhere Geistlichkeit und Städte engere Verbindungen knüpften, schien auch der gemeine Mann auf dem Lande nicht mehr vereinzelt in seiner Herrschaft stehen zu wollen, sondern sich, dessen vielleicht unbewußt, näher an seinen Nachbar anzuschließen, und an dem Schicksale, an den Wünschen und Bestrebungen von Seinesgleichen

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Heinrich Schreiber: Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau. Freiburg im Breisgau, 1824, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bundschuh_zu_Lehen_im_Breisgau.djvu/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)