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Fläche, schon im nächsten Frühlinge dieselbe Flamme an einer andern Stelle aus.

Zu Schorndorf im Herzogthum Würtemberg nämlich hatte schon seit einiger Zeit ein armer aber lustiger Geselle, Konrad genannt, eine Bruderschaft gestiftet, welche anfänglich weiter nichts als eine Veranlassung geben zu wollen schien, eines verschuldet oder unverschuldet kümmerlichen Lebens noch dadurch möglichst froh zu werden, daß man dieses Leben selbst zum Gegenstande seines Scherzes machte. In der Regel wurden Leute ohne, oder von sehr geringem Vermögen in die Gesellschaft aufgenommen.

Man nannte sie von ihrem Stifter den armen Konrad, wobei man jedoch nicht vergaß, schon bedeutsamer mit dem Aehnlichklange des Wortes: „den Armen kein Rath“ zu spielen. An der Spitze der Brüderschaft stand ein von ihr erwählter Vogt, der dem Neuaufgenommenen einige Stücke Feldes am Hungerberg, in der Fehlhalde oder am Bettelrain anwies. Die Regierung sah gleichgültig über diese scheinbaren Thorheiten hinweg, die jedoch immer zahlreichere Anhänger fanden. Die bedeutendsten darunter waren die Beutelspacher, und an ihrer Spitze ein verschwenderischer arbeitscheuer Mensch, Gaiß-Peter genannt, der bei vier unerzogenen Kindern ganz ohne Vermögen war, und eine sehr bittere aufrührerische Zunge hatte.

Bald nahm jedoch auch diese Verbindung eine höchst bedenkliche und gefährliche Richtung. Denn, als sich Herzog Ulrich zur Deckung seiner Schulden des Mittels bediente, Maß und Gewicht zu verringern, wagte es Gaiß-Peter am Osterabende (den 15. April), da man das neue Gewicht zum erstenmale brauchen wollte,

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Heinrich Schreiber: Der Bundschuh zu Lehen im Breisgau. Freiburg im Breisgau, 1824, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bundschuh_zu_Lehen_im_Breisgau.djvu/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)