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und sagen Herrn Bechert, der dort schon steht, er solle hier nach oben kommen. Und du, mein Alter –“ – das galt mir –, „du kannst Bechert begleiten.“

Daß Bechert und ich im Galopp die Treppen emporrasten, war kein Wunder. Bechert fragte nur: „Wie kommt Harst dort nach oben? Ich habe doch auch die Kellertür im Auge behalten!“

Mein geheimnisvoller Freund führte uns lächelnd in Herrn Motz’ Küche und wies schweigend auf ein in die Mauer halb eingebautes Wandspind, das für Besen und Ähnliches bestimmt war. Die Rückwand des Schrankes war wie eine Tür nach außen aufgeklappt, und wir sahen dahinter in der Mauer einen Schacht, in dem eine kleine eiserne Steigeleiter angebracht war.

Harald faßte sich ganz kurz: „Das ist der Müllschluckerschacht, sehr groß und für einen schlanken Mann bequem als Weg zu benutzen. Unten der sogenannte Müllkeller enthält als langgestreckter Raum zwei ähnliche Schränke für Werkzeuge, – in Wahrheit sind es wie hier versteckte Ein- und Ausgänge zu allen sechs Wohnungen. Der, der hier den Bluffer spielte und die Leute belauschte und seine Streiche je nach dem einrichtete, was er gerade erhorcht hatte, war ebenso mit allen Wohnungen durch die elektrischen Kronen, die nicht entfernt werden durften, verbunden. In den Schmuckkugeln der Kronen befinden sich also Mikrophone. Genau so konnte der Bluffer jedes Telephongespräch mit abhören. Das ganze Haus war von vornherein so gebaut, daß Motz, denn er ist der Bluffer, über jeden der Mieter aufs genaueste Bescheid wußte. Seine Abhörvorrichtungen und seine Telephonieschnellschreiber zeige[1] ich euch nachher, sie müssen Unsummen gekostet haben. Jede Wohnung war ihm also mit Hilfe der Müllschächte zugänglich, – die Stahlkästen unter den Fenstern sind seine Erfindung. Er wollte die Bewohner veranlassen, dort

  1. Vorlage: zeigte
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Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)