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das noch verschlossen war. Sie erwartete uns jedoch nicht im Gebüsch, wie am verflossenen Abend, sondern ganz offen vor dem Hause auf und ab gehend. – Wir stiegen in die Wohnung der beiden jungen Damen empor. Tussy war jetzt sehr ernst und verlegen und unsicher. Auch Anni Wiek, das blonde Gretchen, fanden wir völlig angezogen vor.

„Wir sind gar nicht schlafen gegangen“, gestand sie ohne weiteres zu, doch auch sie war anders wie am Abend und hatte ihre Sicherheit und Gleichgültigkeit eingebüßt.

Wir nahmen im Atelier-Salon Platz, bekamen Tee, Zigaretten und Zigarren und Röstbrötchen vorgesetzt, und dann zeigte uns Tussy die Schmucksachen sowie den getippten Zettel und berichtete dazu, daß jemand mit offenbar verstellter Stimme sie angerufen und ihr geraten habe, einmal in der Fensterkassette nachzuschauen, – und dann hatte sie den verschwundenen Schmuck und – – nun kam die Hauptsache, die einfach unbegreiflich schien! – und 25 000 Mark Bargeld gefunden. Der dabei liegende Zettel lautete:

„Für die Damen Grütt und Wiek aus dem Hause der Friedvollen vom Bluffer als Geschenk.“

Bechert machte dazu ein Gesicht wie ein – –, nein, ich will hier keine Vergleiche anstellen, denn ich machte sicherlich dasselbe Gesicht – –

Harald prüfte den Zettel mit aller Genauigkeit und bat Tussy dann, ihre Schreibmaschine herbeizubringen und etwas Papier – – Sie tat’s ohne Zögern. Mein Freund schrieb einige Zeilen und verglich dann die beiden Maschinenschriften. Wir sahen sofort, daß sie verschieden waren, obwohl wahrscheinlich dasselbe Modell benutzt worden war.

Harald ging dann zu einem kurzen Verhör über, dessen Zweck Bechert und mir sehr bald klar wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)