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sein. Mir war es denn auch so, als bemerkte ich einen flinken Schatten, der in dieselbe Schonung flüchtete, in der wir eine Stunde verborgen gewesen. Bestimmt hätte ich dies allerdings nicht behaupten können, dazu war es schon zu dunkel.

Harst rief mir gedämpft zu: „Behalte die Schonung im Auge! Ich will meinen Hut holen.“

Ich kehrte ihm den Rücken und tat, wie mir befohlen. Mit einem Male vernahm ich einen schwachen Schrei, fuhr herum und sah, daß mein Freund ein Mädchen ohne Kopfbedeckung am Arme festhielt und hinter einem der Sträucher des Vorgartens hervorzerrte. Ich eilte hin und hörte, daß er die Fremde fragte: „Sind Sie Fräulein Tussy Grütt?“

Sie bejahte ohne Scheu. „Und Sie sind Herr Harst“, fügte sie gutgelaunt hinzu. „Ich freue mich, auf diese Weise Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich wußte, daß Sie kommen würden. Sie haben doch meinen Brief erhalten?“

„Gewiß! – Hatten Sie eigentlich mit den anderen Mietern diesen Aprilscherz verabredet?“

Wir drei standen in der dunklen, tiefen Türnische und waren wohl kaum zu bemerken, aber Harst schien gegen eine Unterhaltung hier im Freien, nach dem Vorfall mit seinem Hut, doch starke Bedenken zu hegen und fragte Fräulein Tussy, ob wir uns nicht in ihrer Wohnung über diese Dinge aussprechen könnten. Sie war sofort einverstanden, und so lernten wir denn auch Tussys Freundin Anni Wiek kennen, mit der sie zusammenwohnte.

Wir saßen in einem sehr behaglichen Zimmer, das halb Atelier und halb Salon sein sollte und einen verfeinerten Geschmack in der Auswahl der Möbel und der Wanddekorationen bewies.

Die beiden Freundinnen waren im übrigen gleich

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Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)