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seine Tochter eine Stunde darauf. Öffentlich verkehrten sie nie miteinander. Olm war eben einer der vielen geheimnisvollen Besucher des Hauses der Friedvollen. Er war heute abend bei seiner Tochter, nachdem diese mit Lerz die entscheidende Aussprache gehabt hatte. Sie wird ihm gesagt haben, daß das Dasein für sie keinen Wert mehr hätte, sie liebte Lerz eben mit jener Hysterie der vom Leben enttäuschten Frauen, die an dieser Liebe zugrunde gehen, wenn die Erfüllung ihrer Wünsche ausbleibt. Sie hat dies ihrem Vater gesagt, und er, der ihr als ein seelisch Zerbrochener vielleicht beipflichtete, ging heim und legte zuerst Hand an sich.“

„Aber – aber weshalb die vorgetäuschten Selbstmorde?“, murmelte der Arzt erschüttert.

„Wenn Sie die Papiere der beiden erst genau durchgesehen haben werden, dürften Sie darunter bei Olm und bei Frau Helmer Lebensversicherungen finden, die zugunsten des Jungen, des Horst, abgeschlossen sind, die aber die Auszahlung der Versicherungssummen bei Selbstmord hinfällig machen. Also mußten sie im Interesse des Kindes Morde vortäuschen.“

Bereits eine Stunde darauf wußten wir, daß Harst richtig vermutet hatte.


8. Kapitel.
Ursachen und Wirkungen.

Die beiden Kapitalverbrechen, die keine Verbrechen waren, sind nun also aufgeklärt, und eine Bewohnerin des Hauses der Friedvollen hat wirklich den ewigen Frieden gefunden. – –

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Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/49&oldid=- (Version vom 31.7.2018)