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musterte die Fußspur nochmals ganz genau, hob die Brennschere auf und steckte sie in die Manteltasche.

Dann erschienen die beiden. – Bechert begann in aller Höflichkeit: „Herr von Lerz, ich möchte in Gegenwart dieser Herren einige Fragen an Sie richten.“

Lerz verbeugte sich stumm, sein Gesicht war bleich, aber auch steinern, ich hatte das Gefühl, daß er nichts verraten würde, was Frau Helmer irgendwie bloßstellen könnte. Ich hatte mich geirrt. „Ja, ich habe die Waffe gesucht und gefunden und zu mir gesteckt“, erwiderte er heiser. „Es hätte keinen Zweck, die Ärmste noch weiter schonen zu wollen. Ihr Dasein war verpfuscht, sie hoffte auf Liebe, wo ich nur Freundschaft geben konnte. Ich hatte sie hier erst kennen gelernt – es ist tragisch, wirklich tragisch, daß ich immer das Unglück habe, daß die Frauen sich in mich verlieben, und dabei bin ich schon so zurückhaltend geworden, daß es fast ungezogen ist.“ Er zuckte hilflos die Schultern. „Frau Helmer hatte in ihrer ersten Ehe nicht viel Freude erlebt. Sie war eine stille, aber um so tiefer veranlagte Natur. Heute, nachdem Herr Harst und Herr Schraut mich verlassen hatten, erschien sie überraschend in meinem Herrenzimmer. Sie hatte sich in der Wohnung versteckt gehalten und unser Gespräch belauscht, Herr Harst. Sie wissen, daß ich betonte, ich liebte nur Tussy Grütt, und das brachte Frau Helmer außer sich, es gelang mir kaum, sie zu beruhigen und sie zu veranlassen, die Wohnung …“

Bechert unterbrach ihn. „Hörten Sie denn einen Schuß?“

Harst sagte ohne besondere Betonung: „Aber Bechert, der Mann der Ärmsten war der Erfinder des neuen Schalldämpfers für Handfeuerwaffen. Der Helmersche Dämpfer ist heute der beste. Natürlich schoß sie mit Schalldämpfer.“

Lerz griff schweigend in die Tasche und reichte

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Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/46&oldid=- (Version vom 31.7.2018)