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aus. „Keine Ahnung habe ich davon. Wie ist denn so etwas möglich?! Wer sollte auf den Bluffer schießen?! Wenn es nur Ihnen gegolten hätte, wollte ich ja nichts sagen, denn Sie werden Ihre Feinde haben, und womöglich hat der Dieb, der mich bestahl, auch irgendwie erfahren, daß Sie von mir …“

Harald lächelte sie jetzt sehr vertraulich an und steckte die Pistole zu sich. „Sie gestatten wohl, daß ich das Mordinstrument zur näheren Untersuchung mitnehme? Was halten Sie von dem Bluffer?“

Auch Emmy Bieler lächelte nun wie befreit. „Oh, ein Prachtmensch ist das! Alles, was man da über ihn redet, ist ja Unsinn. Ich weiß das ganz genau.“

Harst gähnte diskret. „Es ist spät geworden. Sie gestatten, daß wir uns verabschieden?!“

Wir hatten die Schonung noch nicht erreicht, als der letzte der Aprilscherz-Briefschreiber auch hinter einer Kiefer auftauchte und sich mit größter Höflichkeit vorstellte: „Sie erlauben, meine Herren, – ich bin der Rentner Gustav Motz, der Ihnen zu heute früh den …“

„Ah, Herr Motz, – Sie kommen uns wie gerufen!“ Harst drückte ihm warm die Hand und ich auch.

Um es vorwegzunehmen: Das, was Motz uns mitgeteilt hatte, war so ungefähr die harmloseste aller Beschwerden der sechs Friedvollen. Er beschäftigte sich mit der Aufzucht von Wellensittichen und größeren Papageien und hatte darin gute Erfolge aufzuweisen, auch was das Beibringen des Sprechens anbetraf, wozu bekanntlich sehr viel Geduld gehört. So besaß er einen Graupapagei, der wachsamer als ein Hund war und außerdem den Vorzug hatte, jeden Besucher mit lautem Geschrei „Raus mit dem Gauner!!“ zu begrüßen, wodurch schon so mancher Gasmann und Elektrizitätskassierer recht erschreckt worden. Dieser Papagei, der natürlich Lorchen hieß, war nun dem armen Motz gestohlen

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)