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Bluff! Das Mädel könnte ja keine Fliege töten! Wer solche Augen hat, ist ein wahrhaft guter Mensch, – in diesem Falle trügt meine Menschenkenntnis sicherlich nicht.“

Wir schlichen den Weg zurück, Harst immer drei Meter voraus. Er wollte das größere Risiko auf sich nehmen. Sehr anständig!!

Der Humor sollte uns vergehen, dafür sorgte Fräulein Emmy Bieler, auch eine der Briefschreiberinnen zum ersten April. – Sie wohnte Erdgeschoß links neben Helmers, und sie war Schauspielerin gewesen und lebte nun von der Dummheit ihrer lieben Nächsten, nämlich vom Wahrsagen aus dem – Genickhaar, sie hatte also dem berühmten Schäfer Ast etwas abgeguckt, der ja aus den Genickhaaren seiner Patienten oder besser seiner Leidtragenden die Krankheit bestimmte. – Emmy Bieler war in dieser Hinsicht in ihrem Schreiben sehr ehrlich gewesen und hatte aus ihrem Handwerk kein Hehl gemacht: Zukunft aus Genickhaaren herauszulesen, immerhin etwas Neues! – Sie verdiente damit, da nur briefliche Behandlung in Frage kam, durchschnittlich dreihundert Mark im Monat, und da sie recht vorsichtig war, hatte die Polizei sie noch nicht erwischt.

Diese hagere, aber noch ganz hübsche Dame tauchte urplötzlich hinter einer Kiefer auf und rief uns leise an: „Ich bin’s, Emmy Bieler, Ihre Klientin!“

Sie hatte allerdings gleich zweihundert Mark Honorar beigefügt, und das sprach für sie, denn außer ihr hatte nur noch der Rentner Motz aus der zweiten Etage rechts dasselbe getan. – Motz tritt später auf den Plan.

„Bitte, meine Herren, tun Sie mir die Ehre an und kommen Sie in mein bescheidenes Heim. Dort können wir alles in Ruhe besprechen.“

Das bescheidene Heim war alles andere als bescheiden,

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)