Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

er nicht irgendein mondänes, leicht angefaultes Kommerzienratstöchterlein zu heiraten, nein, die Geschichte ist denn doch etwas anders: Ich habe viel in Gesellschaft verkehrt, – daß die diversen Dämchen mich angeln wollten, daran bin ich so unschuldig oder so schuldlos wie ein Baby! Das ist meinerseits keinerlei Rechtfertigung, durchaus nicht, das ist eine einfache Feststellung.“

Er trank seine Tasse leer und füllte die Gläschen mit einem alten, süffigen Kognak. „Ihr Wohl, meine Herren!“ – Dann kam er auf seinen Brief an uns zu sprechen. – „Die verschwundenen Schreiben, die ich erwähnte, waren die einzigen Briefe, die für mich als von Frauenhand herrührend Wert besaßen. Wer sie an mich schrieb, hätte ich unter anderen Umständen verschwiegen. Aber nach dieser Wendung der Dinge erscheint es mir notwendig, im Vertrauen auf Ihre Diskretion auch dieses Mädchen zu nennen, das als einziges meinem Leben Inhalt gegeben hätte. Wir kamen auseinander, weil sie davon hörte, ich sei … der Bluffer!“

Er wehte mit der Hand den Zigarrenrauch beiseite und schaute nachdenklich auf das wunderschöne Muster des echten Täbris. „Dieses Mädchen wohnt nun hier mit mir zusammen unter einem Dach und … kennt mich nicht mehr. Es ist Tussy Grütt, die Modenschriftstellerin!“

Harsts überraschte Kopfbewegung entging ihm. – Vorhin hatte uns Doktor Dannert erzählt, die Briefe stammten von Anni Wiek! – Was war nun wahr? Ich selbst neigte dazu, Lerz mehr Glauben zu schenken, und mit einem Male stieg in mir ein leiser Argwohn gegen den an sich so netten Dannert auf. – Harald warf mir einen langen, verstohlenen Blick zu und fragte: „Hat Tussy je die Rückgabe der Briefe verlangt?“

Rochus von Lerz schaute ihn offen an. „Ja, wiederholt. Ich schrieb ihr auch wiederholt sehr höflich und sehr lieb, daß die Briefe für mich mehr bedeuteten, als

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der Bluffer. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1934, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Bluffer.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)