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Bewußtsein, daß dies weniger ein Erfolg meines Unterrichts als der glücklichen Begabung der Kinder war.

Um diese Zeit meldete mir mein Sachwalter in London, daß Lady N. mit Sir Charles H. bei Nacht und Nebel entflohen sei und ihren verzweifelnden Gläubigern nichts als die leeren Mauern ihres Hauses hinterlassen habe. Dieser Scandal ward sogar in der Presse besprochen. Auch mein Verlust war kein unbedeutender; ich hatte immer noch gehofft, daß ich meinen beträchtlichen Rückstand auf dem Prozeßwege erlangen würde, weil ein neues Gesetz über die Zahlungspflichtigkeit verheiratheter Frauen in nächster Aussicht stand. Nun war Alles vorbei.

Leider bestätigte sich Miß Ch. Aussage bezüglich der hiesigen Gesundheitsverhältnisse nur zu sehr, denn wir hatten stets Kranke im Hause. Mistreß E. wußte wohl, daß die aus den nahen Sümpfen aufsteigende Malaria die Ursache davon war, sie reiste daher Anfangs Juni mit uns nach der Insel Man, früher Mona genannt, an die sich viele geschichtliche Erinnerungen knüpfen und welche wegen ihrer Schönheit, ihres gesunden Klima’s und Wohlfeilheit der Lebensbedürfnisse sehr besucht wird.

Douglas, die Hauptstadt, ist ein alterthümliches und reizendes Oertchen, welches starken Handel treibt, weil ausländische Waaren hier zollfrei sind. Das Schloß Mona, die Residenz der früheren Fürsten dieser Insel, jetzt die des dortigen Bischofs, steht auf einer herrlichen Anhöhe und ist mit reizenden Anlagen und Gärten umgeben. Von seinen Zinnen weht eine Flagge mit dem seltsamen Wappen von Mona, welches aus drei ausschlagenden Beinen besteht, ein Symbol ihrer Unabhängigkeit von England, Schottland und Irland, und man sieht an ihren Privilegien, was doch der Trotz eines Zwergleins vermag. Dieses Inselchen hat sogar das Recht, sein eigenes Geld zu münzen.

Wir bewohnten ein nettes Haus eine Meile von Douglas und ganz nahe am Meere. Zu unserer Linken erhob sich auf einem hohen Felsen ein mittelalterliches Schloß, ein herrliches Denkmal des Ritterthums. War Mistreß E. als Gastgeberin bewundernswürdig gewesen, indem sie Jeden durch äußerst feine Beleuchtung seiner Vorzüge in eine glückliche Stimmung zu versetzen und durch anmuthige Anordnung unendliches Behagen zu verbreiten wußte, so zeigte sie sich in dieser Umgebung nicht minder im günstigsten Lichte.

Die Luft auf Man ist so rein und mild, daß ich mich wie umgeschaffen